Gall’-o-ween
“Stell dir vor, es ist Halloween und keiner geht hin!” – Der heutige zwangsimportierte Synthetikfeiertag mit dem unwiderstehlichen Kommerzcharakter ging mir nicht nur am Arsch vorbei, sondern auch spurlos an mir vorüber. Zwar hat es hier am frühen Abend tatsächlich einmal geklingelt, aber ich machte es wie mein Totem, das Opossum, und stellte mich einfach tot. Tja, da waren die kleinen Monster wohl ziemlich in den Arsch gekniffen – Kein Süßkram und hohes Frustpotential. Willkommen in meiner Welt!
Einige Minuten später klingelte mein Telefon. Eine Frau Schlagmichtot rief mich aus irgendeiner Call-Center-Legebatterie an und wollte irgendetwas. Was dieses Irgendetwas war, werde ich wohl nie erfahren. Meine Misanthropie manifestiert sich bei solchen Gelegenheiten in einer ätzenden Verbalabfuhr und wird durch das anschließende Auflegen des Hörers nachdrücklich unterstrichen. Sie wollte Süßes und bekam Saures! Und ist es nicht genau das, worum es bei diesem ganzen Halloween-Scheiß geht?
Der Kühlschrank hatte bereits den ganzen Tag einen auf hohles Mahnmal gemacht, also musste ich noch einmal raus, um ihm seine kalte innere Leere zu nehmen. Es wäre schön, wenn er das Gleiche auch mal für mich tun würde, aber da friert wohl eher die Hölle zu. Beim Einkaufen bot sich mir das übliche Bild: Zombies in allen Gängen! Ein paar verkleidete Gestalten (darunter Darth Maul und Marilyn Manson) fielen eigentlich gar nicht besonders auf. Nein, die wahre Freak Show schluft an jedem verkaufsoffenen Tag durch die Supermärkte dieser Welt – Dafür braucht man kein Halloween. Eine kleine Auswahl gefällig?
1. Eine Frau mit Kinderwagen, die das blöde Teil mitten im Gang der Gemüseabteilung abgestellt hatte (Passende Horrorfilme: “Rosemaries Baby”, “Chucky’s Baby”)
2. Eine Frau bei den Süßigkeitenregalen. Der Gang war eng, der Einkaufwagen mittig geparkt und die Schnalle war völlig überfordert, als ich vorbei wollte. (Passender Horrorfilm: “Candyman’s Fluch”)
3. Bei den Milchprodukten stand eine Frau, die in normaler Lautstärke ein Lied vor sich hersang. Grundsätzlich ist es ja schön, wenn Leute gut drauf sind, aber diese Extraversion war echt unheimlich! (Passender Horrorfilm: “Psycho”)
4. Ein dickes Pärchen in dicken Daunenjacken, welche mit noch dickeren Markenlogos bestickt waren, stand zwischen Hygieneprodukten und Cerealien wie eine Staumauer im Weg. Ich musste zweimal an diesem menschlichen Bollwerk vorbei und beide Male blickten die beiden einfach nicht, dass ihr Standort äußert ungünstig gewählt war. (Passender Horrorfilm: “Der Blob”)
5. Die Dorfjugend bestückte sich an der Kasse mal wieder fleißig mit Alkohol. (Passendes Drama: “Das verlorene Wochenende”)
Kühlschrank gefüllt, Squalus genervt, Blog geschrieben und Halloween so gut wie rum – Der ganz alltägliche Wahnsinn eben…
Schräger Tag
Der heutige Tag war irgendwie schräg. Das soll nun nicht heißen, dass der Tag schlecht war, aber er schien mir auf eine ganz seltsame Weise unwirklich. Es kommen da einige Kleinigkeiten zusammen, die im Gesamtbild ein surreales Mosaik ergeben.
1. Gestern habe ich sämtliche Heizkörper in meiner Wohnung komplett nach unten geregelt. Als ich heute Morgen aufstand, war es angenehm warm. Und als ich am Nachmittag von der Arbeit kam, war die Bude völlig überheizt. Häh?
2. Nachdem ich in der letzten Woche doch noch einen Trick gefunden habe, meine etwas unförmige Frisur in eine erträgliche Form zu bringen, hat sich am heutigen Morgen beim Föhnen erneut die “Leichtigkeit des Seins” in meinen Haaren manifestiert. Will sagen: Auf meinem Kopf herrschte wieder einmal Altweibersommer.
3. Obwohl ich gestern Abend auf Teufel komm raus meinen Kühlschrank leer gefressen habe, wog ich nach dem Aufstehen weniger als erwartet (ja, ich hatte im Tagesvergleich sogar abgenommen).
4. Mein Frühstück bestand aus Kuchen und Schokolade, weil zwei Kollegen diese Leckereien großzügig im Büro verteilt hatten. Der eine hatte Geburtstag, beim anderen hatte die Ehefrau just for fun gebacken.
5. Zwar hatte ich mir gestern extra eine Erinnerungsmail geschickt, aber meine Lohnsteuerkarte blieb auch heute wieder zu Hause auf der Anrichte liegen.
6. Ein Bericht über die Ungerechtigkeit der Welt hat mich so in Rage gebracht, dass ich spontan einen kurzen Eintrag ins Blog stellen musste, um meine Fäuste virtuell gen Washington zu schütteln.
7. Die Zusammenstellung meines Mittagessens war völlig daneben. Paniertes Seelachsfilet mit Remouladen-Sauce, Lauchgemüse und chinesisch gewürzter Reis. Da passte rein gar nichts zusammen. Ok, selbst gewähltes Schicksal. Geschmeckt hat es aber trotzdem.
8. Nach der Arbeit wollte ich die Dicke einmotten, wozu ich sie noch ein letztes Mal vor der Winterpause volltanken musste. Dabei hielt ich den Zapfhahn in einem so ungünstigen Winkel in die Tanköffnung, dass mir der erste Schuss Sprit mit Karacho über die Maschine und meine Kleidung spritzte. Ironischerweise habe ich in meinem gestrigen Blogeintrag über den Bohrinselmief ölheizender Mitmenschen gefrotzelt – Jetzt stinken meine eigenen Klamotten als hätte ich im Hafen von Rotterdam Öltanker abgefertigt.
9. Als ich meinen Wagen in die Tiefgarage stellen wollte, war das Außenschloss für das Rolltor kaputt.
10. M. aus Esslingen rief an, um mich zu fragen, ob ich sie am nächsten Samstag nach Ravensburg mitnehmen würde, weil R. dort seinen Geburtstag mit einem Brunch feiert. Da mir das völlig entfallen war, hätte ich für diesen Tag beinahe ein anderes Date ausgemacht. Immerhin hätte mich mein Terminplaner spätestens am Freitag auf meine Schusseligkeit aufmerksam gemacht.
11. Ich habe Hunger und im Kühlschrank befinden sich noch Käse und Margarine. Allerdings ist seit gestern kein Brot mehr im Haus.
So, und jetzt grüble ich schon wieder darüber nach, ob ich mir den Schädel scheren soll oder nicht…
Moral? Ethik? Recht? – Drauf geschissen!
Wenn >>>DIESE NACHRICHT<<< auf www.spiegel.de tatsächlich stimmen sollte, sehe ich den Untergang des Abendlandes endgültig gekommen. Eine ausufernde Polemik kann ich mir getrost sparen, weil die ganze Geschichte schlicht und ergreifend für sich selbst spricht. Wer mich kennt, kann sich bestimmt gut vorstellen, dass ich mich augenblicklich im Zustand der höchstmöglichen Weißglut befinde. In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Elektronisch geregelter Kältetod oder Hitzschlag aus dem Kraftwerk?
Mein geschätzter Kollege Maggus gestand mir heute in der Mittagspause, dass er mal wieder auf meiner “Web Site” (Das is’n Blog, du Nase!) gewesen sei. Besonders hatte es ihm wohl mein Frisurtext aus der letzten Woche angetan, denn dieser Beitrag veranlasste ihn zu der Bemerkung, dass ich wohl “über jeden Scheiß” schreiben würde. Eine Aussage, die man durchaus so stehen lassen kann. Mal sehen, was er zu meinem heutigen Beitrag sagen wird. Im Augenblick habe nämlich ein Problem mit dem Heizen.
Mutter Erde hat ihre Körpertemperatur in den letzten Wochen auf der Nordhalbkugel drastisch nach unten gefahren, wobei sie sich zur Zeit zwischen Tag und Nacht noch ein paar kräftige Schwankungen erlaubt. So kommt es vor, dass ich tagsüber ganz ohne Heizung auskomme, aber nachts wach werde, weil meine Bude arktisch auskühlt. Dummerweise kann ich die Temperatur in meiner Wohnung nur per Nachtspeicherheizung regeln, was ich aus Ermangelung einer Bedienungsanleitung schon seit Jahren nicht richtig auf die Reihe bekomme. Zwar kann man mich ohne Berührungsängste auf fast alle Computerprobleme ansetzen, aber mit den zwei Schaltern und den beiden Drehreglern meiner Heizung bin ich hoffnungslos überfordert. Ich weiß sowieso nicht, warum das Gerät so viele Bedienelemente hat, denn entweder heizt es nur unzureichend oder gibt eine solche Hitze ab, dass man sich in einem Backofen wähnt.
Es ist völlig irrelevant, in welchen Positionen die Schalter und Regler stehen – Die Wohnung ist entweder zu kalt oder zu warm. Eine optimale Temperatur bekomme ich nur alle paar Jahre eher zufällig hin. Und wenn dann einmal der seltene Fall einer angenehmen Raumtemperatur eintritt, kann ich mir sicher sein, dass der Zauber nicht von Dauer ist, weil der gepeicherte Strom nach einer Weile aufgebraucht ist und der Heizkörper dann keine Wärme mehr abgibt. So kann es passieren, dass ich am Abend bei gemäßigtem Klima einschlafe und morgens wach werde, weil eine Horde wild gewordener Pinguine an mir herumpickt.
Zur Zeit bekomme noch ein anderes Phänomen zu spüren, wenn ich nachmittags von der Arbeit komme. Sobald ich die Wohnungstür öffne, empfängt mich ein Schwall unangenehm warmer Luft. Obwohl der Nachtspeicher nur auf minimale Heizleistung eingestellt ist, scheint er in meiner Abwesenheit fröhlich die Feuer der Hölle aus seinem Innersten zu spucken. Normalerweise schalte ich das Scheißteil dann aus und reiße die Balkontür auf, was ja nun auch nicht unbedingt etwas mit Energiesparen zu tun hat. Wenn das Gerät dann ausgeschaltet ist, vergesse ich meist, es abends wieder einzuschalten, was wiederum dazu führt, dass ich nachts friere.
Zu Beginn der Heizperiode gibt es noch ein besonderes Problem, welches ich an dieser Stelle einfach mal “ius primae noctis”[*] nenne – Dieses Naturgesetz ist auch als erstes Squalus’sches Thermalgesetz bekannt. Diese unumstößliche Regel besagt, dass ich in der ersten Nacht, in der geheizt werden müsste, zu frieren habe. Denn wenn die Temperaturen zum ersten Mal so weit in den Keller gehen, dass die Heizung angeworfen werden muss, ist der Nachtspeicher selbstverständlich leer und muss erst einmal geladen werden. Schließlich lädt man das dumme Teil in der heizfreien Zeit nicht permanent auf, es sei denn, man hat zu viel Geld. Bei Bedarf heizen? Fehlanzeige! Da beneide ich die Leute, die eine Warmwasser-Zentralheizung haben – Einmal kurz am Thermostat gedreht und nach ein paar Minuten stimmt das Klima.
Andererseits könnte alles noch schlimmer sein. Mit einem Öl-Ofen hat man wahrscheinlich das Feintuning der Raumtemperatur ein wenig besser im Griff als mit dem Nachtspeicher, aber dafür müffelt man total fies nach Bohrinsel. Ach, es ist schon ein Kreuz mit der kalten Jahreszeit…
[*]Das hat absolut nichts mit ‘Braveheart’ zu tun.
Sklave meines Hobbies?
Da ich in der letzten Woche tausend tolle Dinge getan habe und daher nicht besonders oft zum Wegbrennen meiner gestreamten Filme gekommen bin, spare ich mir heute einfach mal das wöchentliche Update meiner Filmsammlung. Die Liste wäre sowieso nur recht kurz. Stattdessen gönne ich mir heute einen netten Abend vor der Glotze und nehme an diesem Sonntag Urlaub von meiner liebsten Freizeitbeschäftigung.
“Ha, Filmsammlerei! In your face!”
Die Winterdepression steht vor der Tür bzw. in der Tiefgarage
Nun ist es also bald soweit. Der Oktober liegt in den letzten Zügen und Anfang November ist dann endgültig “Schluss mit lustig” – Das Saisonkennzeichen der Dicken läuft aus und wird erst im März des nächsten Jahres wieder gültig. Dass ich mich damals für eine 03/10-Zulassung entschieden habe, bereue ich jetzt doch ein wenig. Denn wenn das Wetter noch bis in den November hinein so bleiben würde, wie es im Augenblick ist (kühl, aber über Null, und bewölkt, aber trocken) und ich saisonal ungebunden wäre, dann wäre ich mit Sicherheit noch etwas länger auf zwei Rädern unterwegs. Jetzt bleibe ich aber bei der gewählten Zulassung und werde die Dicke in der nächsten Woche mit blutendem Herzen für den Winter einmotten. Dafür muss ich mir allerdings noch eine Faltgarage besorgen, was dann auch gleich wieder mit knapp € 50,– zu Buche schlägt. Naja, andererseits verfahre ich in der mopedfreien Zeit keinen Sprit, wodurch sich die Geldausgabe für die Plane eigentlich recht schnell wieder gerechnet haben dürfte.
Es bleibt zu hoffen, dass es in den letzten Oktobertagen noch zwei oder drei Gelegenheiten zum Biken geben wird. Für große Touren wird es wohl nicht mehr reichen, aber sofern ich die Dicke noch einige Kilometer fahren und durch ein paar schöne Kurven hetzen darf, soll es mir recht sein. Jetzt merke ich es wieder schmerzlich: Motorradfahren ist wie eine Sucht. Bald beginnt der kalte Entzug und die lange Zeit des Schmachtens… *seufz*
Soll ich oder soll ich nicht?
Im Augenblick habe ich ein haariges Problem. Meine Kopfbehaarung bzw. das, was davon noch übrig ist, befindet sich in einem Zustand, der professionelle Scherenschwinger zu Tränen rühren dürfte. Die Definition “Frisur” lässt sich jedenfalls nicht guten Gewissens auf das unstrukturierte Gewucher auf meiner Birne anwenden. Die Haare wachsen halt vor sich hin und mein letzter Besuch bei einem Coiffeur liegt bereits einige Monate zurück. Am vergangenen Samstag stand ich zwar mit ernsten Absichten im Empfangsbereich eines Salons, allerdings wurde ich dort mit solchem Nachdruck ignoriert, dass ich nach Ablauf einer angemessenen Wartezeit den strategischen Rückzug antrat.
Am letzten Dienstag hatte ich mir morgens die Haare so intensiv und luftig-leicht gefönt, dass die paar dünnen Flusen, die meine Stirn noch bedecken, den ganzen Tag lang wie Spinnweben im Altweibersommer über dem Schädel zu schweben schienen. Mal abgesehen davon, dass sich das irgendwie ‘nicht richtig’ anfühlte, musste ich mir auch noch ein paar spöttische Bemerkungen von Kollegen anhören. Nach Feierabend war dann sogar mir klar: Meine derzeitige “Frisur” sieht total bescheuert aus!
Nun zähle ich zu den Männern, denen es nicht vergönnt sein wird, auch im höheren Alter noch mit einer dichten Haarpracht aufwarten zu können. Der Startschuss zum Kahlschlag ist bei mir bereits vor einigen Jahren gefallen und inzwischen kann man das auch recht deutlich sehen. Der Haaransatz auf der Stirn ist ordentlich zurückgewichen, meine Geheimratsecken könnte man als Werbeflächen vermieten und das, was ursprünglich mal als Deckhaar konzipiert war, weicht langsam aber sicher einer unvermeidlichen Tonsur. Die Seiten und der Hinterkopf sind noch ausreichend mit Fell besetzt, was aber im Zusammenspiel mit dem dünnen Rest auf dem Scheitel zu einem, meiner Meinung nach, äußerst grotestken Anblick führt. Zur Zeit sieht es so aus, als wäre mir die ganze Matte unglücklich nach hinten gerutscht. Der optische Schwerpunkt liegt am Hinterkopf, was zumindest im Profil zu einem unausgewogenen Anblick führt. Ein Riss hat sich in der Symmetrie des Kosmos aufgetan und dieser verläuft ausgerechnet auf meiner Rübe.
Nun ist eine beschissene Frisur kein Grund, der einen in den Selbstmord treiben sollte. Ich könnte ja tatsächlich mal zum Friseur gehen, sofern ich dafür Zeit (wenig) und Lust (gar nicht) finden sollte. Die mögliche Alternative ist ein wenig radikaler, wurde aber in der Vergangenheit schön öfter von mir praktiziert: Mutig den Langhaarschneider zur Hand genommen und weg mit dem ganzen Rotz! Zwar muss ich mich nach solch heftigen Aktionen erst einmal ein paar Tage lang an mein deutlich verändertes Äußeres gewöhnen, aber nach dieser Gewöhnungsphase kam ich bisher immer ganz gut mit dem Ergebnis meiner Schur klar.
Das Scheren des Schädels erfordert allerdings einige Überwindung, denn da wäre noch ein gewichtiges Gegenargument zu berücksichtigen: Ist die Wolle erst einmal ab, gibt es kein Zurück mehr. Für das folgende Jahr ist dann erst einmal geduldige Nachzucht oder regelmäßiges Nachmähen angesagt. Variationen der Haarpracht sind in diesem Zeitraum so gut wie ausgeschlossen, es sei denn, man rasiert sich Muster in die Stoppeln, aber aus diesem Alter bin ich inzwischen raus. Mit längeren Haaren und unmöglicher Frisur hat man deutlich mehr Optionen. Es gilt also, eine solche Unternehmung im Vorfeld gewissenhaft zu prüfen.
Vorgestern Abend stand ich kurz davor, den entscheidenden Schritt zu tun. Ich wollte eine Folge ‘Dittsche’ (dem ich übrigens ohne Vollbart und mit – ausnahmsweise – fettigen Haaren erschreckend ähnlich sehe) anschauen und anschließend im Bad die Metamorphose zum Kahlen vollziehen. Als ich dann endlich vor dem Spiegel stand, verließ mich zwar nicht der Mut, aber ich fand meine Frisur plötzlich gar nicht mehr so schrecklich. Ich beschloss, meinen Zotteln noch eine Gnadenfrist einzuräumen. Wie lang diese andauern wird, steht noch in den Sternen, aber meine Meinung kann sich von einer Minute auf die nächste ändern. Es bleibt also spannend…
Immerhin muss ich mir in Sachen Gesichtsbehaarung keinen Kopf machen: Der Vollbart bleibt und gut is’!
Vom stillen Abgleiten ins Norddeutsche
Vorhin musste ich an einen Klassenkameraden aus längst vergangenen Tagen denken. Wenn ich mich noch richtig erinnere, war sein Name Henning und er hatte einen sehr starken norddeutschen Akzent. Das war an unserer Schule auch nichts Besonderes, denn immerhin befanden wir uns damals allesamt in der niedersächsischen Provinz, genauer gesagt in Weyhe-Leeste südlich von Bremen.
Nun soll dieser Text keinesfalls zu einer Lästerei über Henning ausarten, denn eigentlich fiel er sprachlich gar nicht so sehr aus dem Rahmen und musste deswegen auch keine Ausgrenzung o.ä. erleiden. Aber mit einer ganz besonderen sprachlichen Eigenart hat sich Henning in meiner Erinnerung unsterblich gemacht: Wenn er beispielsweise die Handlungen von Personen in einer Geschichte erklären wollte, leitete er seine Zusammenfassungen grundsätzlich mit “Die tun machen das soundso…” ein. Henning hatte dabei die gleiche nölend-nasale Stimme und Aussprache wie Olli Dittrich in seiner besten Rolle. Aus heutiger Sicht möchte man fast meinen, dass es in Wirklichkeit Henning war, der den trantütigen Bademantelträger Dittsche aus der Taufe gehoben hat. Womit ich dann auch endlich beim Thema wäre.
In den letzten Tagen habe ich mir die ersten vier Staffeln von “Dittsche” angeschaut und mit Grausen eine schleichende Veränderung in meiner Sprechweise festgestellt. Die Imbiss-Dauerberieselung hat ihre Spuren hinterlassen, denn wenn ich den Mund zum Sprechen aufmache, lässt sich meine norddeutsche Herkunft nicht länger verleugnen. Der Kontrast zu meinem schwäbischen Umfeld wird dadurch noch weiter verstärkt. Mir ist das heute vor allen Dingen bei ein paar geschäftlichen Telefonaten aufgefallen. Das Komische daran ist, dass ich mich bewusst kaum dagegen wehren kann. Fast scheint es so, als hätte der übermäßge DVD-Konsum einen lange begrabenen Bereich in meinem Sprachzentrum wieder freigelegt und reaktiviert. Dittsche würde es etwa so erklären: “Die Sprache ist quasi vom Fernseher direkt ins Gehirn übergeperlt, mol sogn. Das war eine reine Sprachwanderung! Eine reine Sprachwanderung, Ingo!”
Zwar bin ich, dank meiner Mutter, durchaus in der Lage, akzentfreies Hochdeutsch zu sprechen, aber wenn es nicht unbedingt darauf ankommt, verfalle ich auch ganz gern mal ganz leicht in das lokal gesprochene Idiom bzw. Dialekte, die ich während meiner Odyssee durch die Republik aufgeschnappt habe. Neben meiner Kindheit und Jugend in Bremen und Niedersachsen verbrachte ich nämlich auch noch ein paar Jahre in der Düsseldorfer Ecke und strandete 1990 (wahrscheinlich) endgültig in Schwaben. Dass hie und da natürlich immer wieder ein paar neue Dialektbrocken in meinen Sprachschatz wanderten, die sich auf meine Sprechweise auswirkten, ist irgendwie verständlich. Lässt man dann noch die ‘Berliner Schnauze’ meines Vaters als weiteren Faktor einfließen, kann man sich meine innere sprachliche Zerrissenheit vielleicht ganz gut vorstellen.
Es verwundert also nicht, wenn ich immer mal wieder in eine Art gesprochene Mimikry verfalle. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich bei meinen Gesprächspartnern anbiedern oder diese gar veralbern möchte (außer ein paar ganz bestimmte Schwaben
), sondern damit, dass ich mir eine Verbalkrücke schaffe, auf der ich mir situationsbezogen bequem Halt verschaffen kann. Dazu kommt ganz sicherlich noch, dass ich einfach Spaß an Sprache habe. Das leichte norddeutsche Näseln, welches mir in den letzten Tagen per Video zugeflogen ist, wird in spätestens zwei Wochen verschwunden sein und alles wird wieder so muggelich wie zuvor.
BTW: Falls sich jetzt jemand über den ganzen Quatsch da oben wundern sollte: Es handelt sich um einen Ersatztext für einen bereits fertigen Beitrag, den ich allerdings aus technischen Gründen erst morgen veröffentlichen kann.
Da lacht der Programmierer: Verloren in der eigenen Logik
Heute ist mir eine Sache passiert, die ich als eindeutiges Indiz dafür sehe, dass das Verfallsdatum meines Gehirns am 31. Dezember des Jahres 2007 endgültig erreicht sein dürfte. Ja, die große Vier wirft ihre düsteren Schatten voraus und ich fühle mich bereits jetzt reif für’s Hospiz.
Was ist geschehen? Nun, ich wollte am Nachmittag eine Programmänderung für den nächsten Tag vorbereiten. Ich nahm das sogenannte Arbeitpaket, eine Beschreibung der gewünschten Modifikationen, zur Hand und ließ mir den zu ändernden Code am Bildschirm anzeigen. Ich wollte mir die Stellen der Software heraussuchen, die angepasst werden sollten, um mir eine Vorgehensweise für den nächsten Tag zurechtzulegen. Der Einstieg war schnell gefunden und je tiefer ich in den Code vordrang, desto komplizierter wurde die ganze Sache. Mehr und mehr verschachtelten sich die Abhängigkeiten – Der Laie kann sich das vielleicht besser so vorstellen: Drehe ich an Schräubchen A, muss ich auch Schräubchen D und Rädchen X drehen, damit am Ende wieder alles zusammenpasst (natürlich nur, wenn ich noch einen Hebel V und einen Hilfsmotor Y neu einbaue). Je mehr sich auf diese Weise die Komplexität der vorzunehmenden Änderungen erhöhte, desto weniger passte meine ganze Planung zu den vorgegebenen Arbeitsanweisungen. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich virtuell so viele Schräubchen gedreht hatte, dass ein Programmabsturz bereits auf dem Papier absehbar war. Erschwerend kam hinzu, dass mir die Änderungsvorgaben an einigen Stellen viel zu vage erschienen – Es wurde eigentlich nie auf konkrete Programmteile eingegangen, sondern ich musste in einer Tour abstrahieren, abschätzen und raten. Nach einer Stunde zähen Ringens fiel mir mit rauchendem Kopf eine nicht ganz unwichtige Kleinigkeit auf: Ich befand mich aufgrund eines Zahlendrehers im völlig falschen Programm. Das kommt davon, wenn man mit völlig vergrippter Rübe am Rechner sitzt.
Stiggi, wir wissen, wo dein Auto steht…
Statt einer äußerst boshaften Filmkritik, die ich mir leider aus verschiedenen Gründen verkneifen muss, gibt es heute aus aktuellem Anlass Blog’n'Roll. Ja, in meiner bisher recht statischen Blogroll hat sich etwas getan. Grund genug, den verlinkten Mitbloggern ein wenig auf die Finger zu klopfen bzw. den Neuzugang herzlich willkommen zu heißen.
Stiggi – Kornwestheims schillernder Punk Rock Star – wirft das Handtuch. Nachdem er nun schon eine ganze Weile nichts mehr in sein Blog geschrieben hat, sprach ich ihn heute Morgen direkt auf die Funkstille an. Das Ergebnis unseres Gesprächs unter vier Augen: Das Stiggi-Blog wird nicht mehr gepflegt. Trotz dieser enttäuschenden Nachricht, bleibt er vorerst auf meiner Blogroll. Vielleicht kommt er ja doch noch einmal in die Hufe und reanimiert seinen Friedhof. Wenn alle Stricke reißen, könnte ich ihm notfalls auch jeden Tag persönlich in den Hintern treten. Irgendwie muss man die Situation ja ausnutzen, wenn der Kerl nur zwei Büros weiter sitzt.
An den ebenfalls geblogrollten Kollegen Langauer ergeht an dieser Stelle die eindringliche Mahnung, endlich die Akte “Moped” offenzulegen. Auch interessiert mich brennend, ob sich Schweden tatsächlich als Reiseziel lohnt und was es mit dem Revierverhalten von Osteuropäern auf sich hat. Erst scharf machen und dann stehen lassen ist nicht die feine englische Art. Bub, gib dir ‘nen Ruck! Das Mein Leben ist zu kurz, um es mit Warten zu verschwenden.
Frankie kommt ungeschoren davon, denn immerhin schreibt er von Zeit zu Zeit, was sich so alles auf den Philippinen tut. Ich bin immer wieder auf’s Neue schockiert, wenn ich lesen muss, dass Deutschland seine Bürokratie in alle Welt zu exportieren scheint.
Besonders freue ich mich darüber, dass sich hier eine Leserin in den Kommentaren gemeldet hat, die nicht zu meinem Kollegen- oder näheren Bekanntenkreis gehört. Normalerweise kommen “von außen” nur Anfragen, ob ich diesen oder jenen Film kopieren könnte (Die Antwort ist “Nein”) oder blödsinnige Spamversuche, die bereits im Vorfeld ausgesiebt werden. “Betriebsfremde” haben sich bisher mit Kommentaren eher schüchtern zurückgehalten. Nicht so moggadodde! Sie kam, sah, kommentierte und hinterließ einen Link zu ihrem Blog, dem ich selbstverständlich folgte. Was ich las, gefiel mir und lag genau auf meiner Wellenlänge. Ich könnte jetzt noch eine ganze Weile weiterloben, aber mehr Kotau braucht’s eigentlich gar nicht. Surft einfach mal bei ihr vorbei und macht euch ein eigenes Bild. Ich meine, es lohnt sich!