Man sollte die Finger davon lassen
Es ist also beschlossene Sache: 2010 soll der neue elektronische Personalausweis kommen. Das Ding wird dem gemeinen Pöbel mit allerlei “Mehrwert” schmackhaft gemacht. So wird man ihn beispielsweise nicht nur bei Polizeikontrollen, sondern auch ganz dufte für seine Bank- oder Internetgeschäfte einsetzen können. Das gemeine Volk staunt über dieses Wunder der Technik und ist nach einer gewissen Anheizphase sicherlich ganz wild auf das Teil. Und schon wieder rücken wir “1984″ etwas näher. Ich warte ja nur darauf, dass die ersten Fälle von Datenmissbrauch publik werden, denn dann wird sich wieder einmal zeigen, dass die ganze Angelegenheit ein Griff ins Klo war und einem unter dem Stichwort “Sicherheit” heutzutage jeder Scheiß schmackhaft gemacht werden kann.
Naja, wenigstens wird die Abgabe der Fingerabdrücke für den neuen Perso noch(!) freiwillig sein. Ein Privileg, welches zur Zeit nur Verbrechern, Tatverdächtigen und Geheimagenten vorbehalten ist, wird also endlich dem tumben Volk als stylisch-schicke Option für’s Ausweiskärtchen angeboten. “Hui, ich darf meine Fingerabdrücke abliefern – Da fühlt man sich ja fast schon wie ein böser Gangsta!” (und das ist ja seit einer Weile ziemlich hip!)
Meine Fingerabdrücke bekommt dieser Staat erst, wenn ich – Gott behüte – eines Tages mit dem Gesetz in Konflikt geraten sollte. Kleiner Tipp für die Spurensicherung, falls es tatsächlich dazu kommen sollte: Schauen Sie mal genauer am Hals des Bundesinnenministers nach!*
Die pessimistische Squalus-Prognose: Früher oder später wird die Abgabe der Fingerabdrücke für den Personalausweis dann doch Pflicht. Die nächste Stufe wird dann wohl die Speicherung des genetischen Fingerabdrucks sein. Lest diesen Beitrag einfach in fünfzehn oder zwanzig Jahren noch einmal. Wir werden sehen…
*Verständnishilfe für den mitlesenden Staatsschutz: Solange dieses Land noch einigermaßen frei ist, wird ein wenig Sarkasmus ja wohl noch erlaubt sein! Ich lehne Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung ab – Ich gehe zu diesem Zweck lieber (ab)wählen!
Bahnhofsklo 21: Ich hatte es ja irgendwie im Urin…
Vor, fast auf den Tag genau, einem Jahr habe ich hier einen kleinen giftigen Beitrag zum Thema “Stuttgart 21” verfasst und mich darin über den sündhaft teuren Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs (und weitere Bahnbauereien in Baden-Württemberg) ausgelassen. Heute fühlte ich mich, als ich mit halbem Ohr die Nachrichten auf SWR3 hörte, fast schon wie ein Prophet. Soso, die ganze Geschichte soll also erheblich teurer werden als geplant…
Wie schrieb ich doch am 19.07.2007 so schön?
[...]Die Squalus-Prognose: Das Projekt wird viel teurer als geplant und wird sich nicht rentieren. Also werden ordentlich Steuermillionen nachgepumpt. Während der Bauzeit (immerhin acht Jahre – mindestens!) wird in Stuttgart die Verkehrssituation noch beschissener als sie sowieso bereits ist.[...]
Der erste Teil meiner Vorhersehung scheint sich ja tatsächlich zu bewahrheiten, sofern man der Studie Glauben schenken darf. Ok, zugegeben, die Auftraggeber der Studie (Grüne und BUND) vertreten natürlich ihren eigenen Standpunkt, der eine gewisse Tendenz erwarten lässt, aber das beauftragte Verkehrsplanungsbüro (Vieregg und Rössler) scheint wohl in der Lage zu sein, recht realistische Schätzungen zu kalkulieren.
Mal sehen, in welchen Punkten meine Prognose sonst noch zutreffen wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man mich in ein paar Jahren Kassandra rufen darf. Vor allen Dingen sollte man sich aber nicht darüber wundern, wenn meine eigene Politikverdrossenheit bis dahin ein sehr hohes Level erreicht haben dürfte. Als Bürger und Steuerzahler fühle ich mich in diesem Land nämlich schon seit einiger Zeit ziemlich verschaukelt…
Le Tour sans cyclistes
Heute wurde bei der Tour de France ein weiterer Chemieradler erwischt und ich muss ehrlich gestehen, dass es mich absolut nicht juckt. Das ganze Affentheater um die Pharmasportler geht einem von Jahr zu Jahr mehr auf die Nerven. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum bei jedem neuen Fall, der aus dem Sumpf gezogen wird, immer noch überraschte Stimmen laut werden: Es kann einem tausendmal eine saubere Veranstaltung versprochen werden, aber das sind doch wirklich nur noch hilflos-hohle Lippenbekenntnisse – Wer’s glaubt, wird selig (oder ist einfach nur extrem blauäugig)!
Obwohl ich absolut kein Sportgucker bin und die Tour de France bereits vor Jahren zu einem verlogenen Kasperletheater verkommen ist, schaue ich sie immer wieder gern. Dabei ist es mir völlig egal, welches Team gerade führt, welcher Fahrer in welchem Trikot fährt oder wer was gespritzt hat. Das alles interessiert mich wirklich nicht. Ich schalte die Tour ein, weil mir das Anschauen der TV-Übertragungen fast schon meditative Momente beschert. Im Vergleich zu ortsgebundenen Sportereignissen (wie z.B. Tennis) bieten sich beim Radfahren nämlich immer wieder neue Perspektiven und Bilder. Das genau ist es, was ich an der Tour so reizvoll finde – Der “Sport” und die Skandale gehen mir dabei völlig am Arsch vorbei.
Wenn ich am Feierabend müde und abgekämpft die Tour einschalte, dann fühle ich mich ein wenig, als würde ich mich auf einer Urlaubsreise befinden. Ich sitze virtuell auf einem Beifahrersitz und lasse passiv die vorbeiziehende Landschaft auf mich wirken. Da ich nicht selbst fahren muss, kann ich mich bequem hinlümmeln und die schöne Aussicht genießen bis mir irgendwann die Augen zufallen. Beim Tennis würde mich der Schlaf sicherlich noch schneller übermannen, aber das nur aus purer Langeweile – Die “Mitfahrt” bei der Tour hat eine andere Qualität und ist etwa mit dem Eindösen in einem fahrenden Zug zu vergleichen. Ich finde das wirklich sehr angenehm!
Da die Probleme mit Epo und Co. ja sowieso in jedem Jahr aufs Neue hochkommen, könnten sich die Veranstalter eigentlich den ganzen Ärger von vornherein ersparen und bei der Tour auf die Radfahrer verzichten. Stattdessen sollten nur noch die TV-Motorräder (die weißen K 1100 LT sind gemeint – Yeah!) im Bummeltempo die Strecke abfahren und schöne Bilder liefern. Also, ich würde mir das wirklich anschauen. Schließlich soll es ja auch Leute geben, die sich “Die schönsten Bahnstrecken” im Nachtprogramm der ARD reinziehen.
Schickimickiblablabla (Die aktuelle Filmwarnung Vol. 3)
Damit wir uns nicht falsch verstehen, möchte ich gleich am Anfang etwas klarstellen: Ich schätze Woody Allen bzw. dessen Werk sehr. Ich habe bisher etwa 25 Filme des umtriebigen New Yorkers gesehen und war in den meisten Fällen sehr angetan, wobei mir seine älteren Streifen immer am besten gefallen haben (ich liebe z.B. “Love and Death” über alles!).
Morgen, also am 07.07.2008, hat das ZDF ein größeres Attentat auf M. aus MA und meine Wenigkeit geplant: Meine Fernsehzeitschrift kündigt nämlich die Ausstrahlung von Allens “Match Point” an. Dieser Film hat auf der letztjährigen Oster-Filmsession recht heftige Reaktionen ausgelöst, nachdem sich drei der vier anwesenden Semi-Cineasten bis an die Schmerzgrenze gelangweilt hatten – Ich war einer davon!
Aber warum hat “Match Point” bei mir nicht funktioniert? Es liegt ganz sicherlich nicht daran, dass Allen diesmal statt einer Komödie ein Drama gedreht hat. Auch stört es nicht weiter, dass der Film diemal nicht in New York sondern in London spielt. Die Handlung ist eigentlich sehr gut ausgearbeitet und Allens Vorhaben, die großen Auswirkungen kleiner Zufälle aufzuzeigen, funktioniert prächtig. Ja, “Match Point” ist wirklich ein sehr guter Film, was auch die zahlreichen positiven Rezensionen in der OFDb belegen. Milionen Fliegen können sich halt nicht irren, gelle? Ich bin eben ein Kretin, der mit solch hoher Kunst scheinbar nichts anzufangen weiß. Aber eines weiß ich: Es interessiert mich einen Scheißdreck, wie sich ein Tennislehrer unerträgliche zwei Stunden lang in die Londoner High Society reinbumst und sich dabei immer weiter ins Chaos stürzt, weil ihm die werte Gattin als Bettgenossin scheinbar nicht ausreicht. Und am Ende gibt es noch diese einerseits hervorragende, andererseits absolut armselige Szene mit dem Ring (keine Panik, ich verrate jetzt nicht, dass er ins Feuer geworfen wird *g*). Da möchte man diesen Kerl am liebsten bei den Schultern packen, ihn durchschütteln und darauf aufmerksam machen, dass man bei solchen Aktionen normalerweise etwas näher ans Wasser treten sollte…
“Match Point” ist beim ersten Anschauen so gut wie spurlos an mir vorübergegangen, sieht man einmal von den dicken Narben ab, die er auf meiner zarten Semi-Cineasten-Seele hinterlassen hat. Aus meiner Sicht ist der Streifen ein Langeweiler auf höchstem Niveau. Ich bin absolut kein Fan der Boulevardpresse oder von Promi-Geflüster, aber Allens private Beziehungs-Eskapaden der letzten Jahre haben mich mehr unterhalten als dieser Film.
Da meine Meinung sowieso nicht zählt, empfehle ich also, das ihr euch selbst ein Urteil bildet. Hier die Sendezeiten:
Montag, 07.07.2008, 22:15 – 00:10 Uhr im ZDF (Wiederholung in der Nacht vom 08. auf den 09.07.2008, 00:05 – 02:05 Uhr)
Aufnehmen werde ich mir den Streifen trotzdem – Vielleicht gebe ich ihm ja irgendwann einmal eine zweite Chance.
Delay Time Calculator: Squalus BPMilliSec 1.0
Donnerstag, 3. Juli 2008, 16:53 Uhr
Abgelegt unter:
Allgemein
HINWEIS (damit es nicht zu langweilig wird): Wer weiß, was man mit einem Delayrechner anfangen kann, darf sich den unten stehenden Text getrost sparen und kann sich sofort auf den DOWNLOAD (ca. 266 KB, das Programm läuft nur unter Windows!) stürzen.
In der letzten Woche musste ich mir ein Skript für dbox-Reboots erstellen und habe dafür AutoIt V3 verwendet. Da mir die Skriptsprache und der dazugehöige Editor sehr sympathisch waren, wollte ich mich noch tiefer in die Materie einarbeiten und endlich den lange geplanten Delayrechner schreiben, der mir schon seit einiger Zeit im Hinterkopf herumspukte.
Zwar werden im Web einige Online-Rechner und Freeware-Downloads angeboten, aber ein eigenes Programm drängte sich mir als Fingerübung für AutoIt regelrecht auf, denn mit dieser selbstgestellten Aufgabe konnte ich mehr Praxis mit der Skriptsprache sammeln. Außerdem finde ich Delayrechner unheimlich praktisch.
Jetzt fragt sich der Laie natürlich, wofür man “Squalus BPMilliSec 1.0″ eigentlich benötigt. Nun, wenn man sich etwas intensiver mit elektronischer Musik beschäftigt, stolpert man früher oder später über den Begriff “bpm“. Die Abkürzung steht für “beats per minute”. bpm ist also eine Maßeinheit für das Tempo eines Songs. Beschleunigt oder verlangsamt man das Songtempo, so ändert sich auch gleichzeitig die Länge der gespielten Noten. So wird der Abstand zwischen zwei Taktschlägen länger, wenn man das Tempo verringert, und kürzer, wenn man die bpm heraufsetzt. Möchte man nun auch noch einen Echo-Effekt (ein Delay) synchron über den Song legen, wird’s problematisch mathematisch.
Delay bedeutet “Verzögerung”, wird in Millisekunden (ms) gemessen und bezeichnet den Zeitabstand zwischen dem originalen akustischen Eingangssignal und dessen Wiederholung. In der Praxis bedeutet das, dass z.B. ein Ton, der auf einem Synthesizer gespielt, durch einen Effektprozessor (normalerweise ein Digital Delay) geschickt und nach der dort eingestellten Verzögerung dem Originalsignal wieder beigemischt wird. Das Ergebnis ist ein künstlich erzeugtes Echo.
[Audiobeispiel 1* (MP3, ca 464 KB): Ein paar spontan hingeschluderte Akkorde. Zuerst "trocken" (also ohne Echo) und anschließend dasselbe Geklimper mit einem 300ms-Delay.]
Einen besonders interessanten Effekt kann man erzielen, wenn man ein Delay mit dem Tempo eines Songs synchronisiert. Auf diese Weise wird ein rhythmisches Echo erzeugt, das einem Song mehr Groove und eine größere klangliche Fülle verleihen kann. Viele moderne Synthesizer verfügen über eingebaute Effektprozessoren, die sich ohne großen Aufwand per Knopfdruck mit dem aktuellen Songtempo synchronisieren lassen. Man wählt einfach aus, ob man das Delay mit Viertel-, Achtel- oder anderen Notenwerten synchronisieren möchte. Ein (i.d.R. externer) Sequenzer oder ein Drumcomputer gibt das Tempo vor, das Instrument bzw. sein Effektprozessor berechnet den gewünschten Verzögerungswert und passt ihn so automatisch an das vorgegebene Tempo an.
Etwas fummeliger wird es, wenn man z.B. mit älteren Instrumenten arbeitet, die ohne solche Luxus-Features daherkommen. Hier sind für die Berechnung und die Einstellung der Delayzeiten noch Kopf- und Handarbeit gefragt. Aus dem Songtempo (bpm) und dem Notenwert (z.B. 1/8-Noten), auf den das Delay synchronisiert werden soll, errechnet man sich die passende Verzögerungszeit (in Millisekunden = ms), die man anschließend in das Effektgerät eingeben kann. Zwar hat man nach einiger Zeit die wichtigsten Werte im Kopf, aber ab und zu muss man dann doch wieder rechnen; z.B. wenn man das Tempo eines bestehenden Songs ändern möchte. Und genau dafür habe ich meinen Delayrechner geschrieben. “Squalus BPMilliSec 1.0″ soll dem Anwender zumindest die dämliche Rechenarbeit ersparen.
Falls euch jetzt immer noch das Wort “Bahnhof” im Kopf herumschwirren sollte, weil ich das Thema viel zu umständlich erklärt habe, könnt ihr euch noch zwei weitere Audiobeispiele anhören, die mein ganzes Blabla vielleicht etwas praktischer erklären:
[Audiobeispiel 2* (MP3, ca 572 KB): Eine Synthesizer-Sequenz (16tel-Noten) im 4/4-Takt. Das Tempo beträgt 120 bpm und die Verzögerungszeit liegt bei 500ms - Die Delayzeit entspricht somit exakt der Länge einer Viertelnote. Die ersten vier Takte sind "trocken" und ab dem fünften Takt wird das Echo hinzugemischt.]
[Audiobeispiel 3* (MP3, ca 575 KB): Dieselbe Synthesizer-Sequenz wie im Audiobeispiel 2 (also 16tel-Noten im 4/4-Takt). Das Tempo beträgt ebenfalls 120 bpm, aber die Verzögerungszeit liegt diesmal bei 250ms - Die Delayzeit entspricht somit exakt der Länge einer Achtelnote. Die ersten vier Takte sind "trocken" und ab dem fünften Takt wird das Echo hinzugemischt.]
*Die Aufnahmen sind nicht besonders gut (Rauschen, digitale Verzerrungen), da ich sie lediglich mit meinem MP3-Player am Kopfhörerausgang meines Mischpults abgegriffen habe, aber als einfache Demos sollten sie dennoch zu gebrauchen sein.
Hier noch eine Kurzanleitung für “BPMilliSec”:
1.) BPM-Wert eintragen:

2) Notenwert auswählen (T = Triplet = Triole / dot = dotted = punktiert):

3) Eingabetaste oder Calculate-Button drücken und das Ergebnis wird angezeigt:
