Phrasenbrett
Dienstag, 30. September 2008, 16:44 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Merkwürdigkeiten

Gestern hatte ich nach vier Wochen Urlaub meinen ersten Arbeitstag. Trotz meiner langen Abwesenheit wurde ich von den meisten meiner Kollegen wiedererkannt und zum Teil sogar mit kleinen Begrüßungsgeschenken empfangen. Meine Kollegin S. aus Sa. hatte Lakritzschnecken hinter meiner Tastatur deponiert, mein Kollege R. schenkte mir den neuen Spitznamen “Locke”, den er mir nun bei jeder Gelegenheit mit fröhlicher Gehässigkeit um die Ohren haut, und meine Kollegin H. beglückte mich mit einem sehr persönlichen Frühstücksbrettchen. Letzteres verdient eine nähere Erklärung.

Kollegin H. sitzt im Büro nebenan und betreut andere Themengebiete als ich. Das hat zur Folge, dass wir trotz Zugehörigkeit zur selben Organisationseinheit nur recht selten direkt zusammenarbeiten. Taucht H. nun doch einmal in der Tür meines Büros auf und eilt zielstrebig auf meinen Schreibtisch zu, gehen bei mir innerlich alle Alarmglocken an. Ein solch menschlicher Direktkontakt unter Umgehung von Telefon und Mail kann durchaus eines bedeuten: “Probleme!” Manchmal kann es nämlich vorkommen, dass kleinere oder größere Katastrophen nicht beim richtigen Ansprechpartner gemeldet werden und die Informationen durch die irrtümlich angesprochene Person erst einmal in die richtigen Kanäle geleitet werden müssen – Das geschieht, wenn “die Hütte brennt”, in einer persönlichen Schnellbleiche.

Sehe ich nun also meine Kollegin H. durch die Tür stürmen, schleudere ich ihr seit einiger Zeit zuallererst meine liebste catch phrase entgegen: “Ich war’s nich’!” – Dies dient in erster Linie dazu, meine Hände prophylaktisch in Unschuld zu waschen. Dabei ist es völlig egal, ob wirklich ein Problem im Anmarsch ist oder ob sie mir nur mitteilen möchte, dass sie Kuchen oder ihre hervorragenden Haferflockenkekse für die Gruppe mitgebracht hat. Worum es geht, kann ich mir schließlich auch noch nach meiner vorsorglichen Unschuldsbeteuerung anhören. Nun hat mir H. also das besagte Frühstücksbrettchen geschenkt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Ich war's nich



Alarmstufe: Rot (blinkend)
Samstag, 13. September 2008, 16:01 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Bloggen, Genervt!

Seit ein paar Tagen bricht meine DSL-Leitung immer mal wieder aus heiterem Himmel wegen Sync-Problemen temporär zusammen. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer und die Aussetzer dauern länger. Wenn es hier demnächst etwas still wird, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass mein Internet-Anschluss komplett verreckt ist. Also keine Panik!

Leider konnte ich das Problem noch nicht sicher einkreisen. Liegt es am DSL-Modem, am DSL-Splitter oder hat sich hier in der Umgebung irgendein Bagger an den Leitungen vergangen?



Der wunderschöne Tritt in die Fresse
Freitag, 12. September 2008, 11:02 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

Das 22. Fantasy Filmfest in Stuttgart ging vorgestern zu Ende und ich bin dem geneigten Leser immer noch vier Kritiken schuldig – “Afro Samurai – The Director’s Cut“, “JCVD“, “Outlander” und “Waltz with Bashir” sollen hier ganz sicher nicht unter den Tisch fallen. Zumal sich zwei Filme darunter befinden, die unbedingt eine ausführliche Besprechung verdient haben. Den Anfang meiner Nachlese möchte ich heute mich “Waltz with Bashir” machen. Um es vorweg zu nehmen: Der Besuch der Vorstellung war mein persönliches Festival-Highlight.

Als ich das erste Mal den Trailer zu “Waltz with Bashir” sah, fühlte ich mich unweigerlich an Richard Linklaters “Waking Life” (siehe auch Blog-Eintrag) und “A Scanner Darkly” erinnert. Leider kann ich nicht genau sagen, welcher Mittel sich der israelische Regisseur Ari Folman bedient hat, aber die ganze Sache geht definitiv in Richtung cel-shading. Auf den zweiten Blick fallen dem Zuschauer dann aber auch tricktechnische Unterschiede zu den erwähnten Linklater-Filmen auf. Die graphische Umsetzung von “Waltz with Bashir” wirkt viel klarer und plastischer. Der Film sieht auf einer großen Leinwand atemberaubend aus.

Der Regisseur hat in diesem halb-autobiograhischen Werk seine Erlebnisse verarbeitet, die er 1982 als Soldat im Libanon hatte. Der Film beginnt damit, dass ihm ein alter Freund von einem immer wiederkehrenden Alptraum erzählt, den er seit dieser Zeit hat. Die beiden bringen diesen Alptraum sehr schnell mit den damaligen Kriegserlebnissen in Verbindung. Folman erzählt daraufhin, dass er sich überhaupt nicht mehr an die Geschehnisse im Libanon erinnern könne – Diese Erinnerungen hat er in den Jahren danach vollkommen verdrängt. Er macht sich auf die Suche nach alten Kameraden, um sich von ihnen erzählen zu lassen, was damals geschehen ist.

In Interviews erzählen die ehemaligen Kameraden (später auch andere Personen) einzelne Episoden aus der “verdrängten” Zeit. Mit diesen Informationen setzt sich Folman Stück für Stück das Puzzle seiner eigenen Vergangenheit wieder zusammen. Die Wahrheit, auf die er bei seiner Recherche stößt, ist so entsetzlich, dass es nicht weiter verwundert, dass er sie so lange verdrängt hat. Immer wieder stellt der Regisseur seinen Interviewpartnern die bange Frage: “War ich dort (dabei)?”

Der Film gleitet trotz seines dokumentarischen Charakters immer wieder in surreale Sequenzen ab, um Träume, Angstzustände oder den Irrsinn des Krieges zu visualisieren. Die Bilder, die dazu verwendet werden, sind stark, phantastisch und von schrecklicher Schönheit. Untermalt wird das Ganze von einem wundervollen Soundtrack, der wie ein akustischer “Geschmacksverstärker” wirkt und die Stimmung der einzelnen Szenen perfekt unterstreicht.

Das Ende von “Waltz with Bashir” hat mich mental von den Füßen gehauen. Ich möchte darüber nichts verraten, auch wenn der Kunstgriff, den Folman angewandt hat, um die zurückgewonnene Erinnerung darzustellen, in anderen Rezensionen gnadenlos gespoilert wird. Scheinbar habe nicht nur ich im Kino ziemlich schlucken müssen, denn im Zuschauersaal herrschte während des kompletten Abspanns Totenstille. Ein oder zwei Hansel verließen den Saal zwar recht früh, aber ansonsten lag eine bleischwere Betroffenheit über den Rängen. Die übliche Aufbruchstimmung, die normalerweise während des Abspanns eines Films herrscht, fiel komplett aus. Das habe ich im Kino noch nie so erlebt!!! Ich persönlich war jedenfalls fix und fertig und habe mich zu Hause erst einmal langsam von diesem Tritt in die Fresse erholen müssen – Ein wunderschöner und wichtiger Film.

Meine Wertung: 10 von 10 Punkten! (Einer des besten Filme, die ich je gesehen habe!!!)



Die versehentlich erworbene Wundertüte
Mittwoch, 10. September 2008, 23:00 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

Am Sonntag machten M. aus MA und ich vor der Vorstellung von “Outlander” die Bekanntschaft von S., die zufällig neben mir saß und sich in unser Gespräch einklinkte, als ich M. gegenüber erwähnte, dass ich “Cyborg” mit Jean-Claude van Damme noch nie bis zum Ende gesehen hätte. Diese ketzerische Äußerung führte dazu, dass wir drei uns nach dem Kino noch in einer Kneipe zusammensetzten und über Filme und Musik unterhielten. Da M. noch seinen Zug bekommen und S. am nächsten Morgen früh raus musste, wurde der gesellige und interessante Abend irgendwann notgedrungen beendet. S. und ich sprachen darüber, eventuell am Mittwoch gemeinsam in “Downloading Nancy” zu gehen. Ein Streifen, von dem ich zu diesem Zeitpunkt irrtümlich annahm, dass ich ihn sehen wollte…..??????

Häh? Jawoll ich habe durch meine etwas halbherzige Beschäftigung mit dem Programm des 22. Fantasy Filmfestivals einen Fehler begangen! Diese Schluderei führte dazu, dass ich meinen eigentlichen Wunschfilm “Dorothy Mills” mit “Downloading Nancy” verwechselt hatte. Wie kam es dazu? Nun, beide Filme wurden im Programmheft des FFF auf der selben Seite angekündigt und ihre Titel begannen beide mit “Do”. ;-) Meine eigene Film-Zusammenstellung für das Festival hatte ich bereits unter Dach und Fach und daher kümmerte ich mich so gut wie gar nicht um den Rest des Angebotes. Und schwuppdiwupp kam es zur Verwechslung. Das merkte ich allerdings erst gestern Abend, als die Karten bereits gekauft und die Verabredung mit S. fest ausgemacht war. Also wollte ich mich einfach überraschen lassen und nahm die versehentlich gekaufte Wundertüte erst einmal ohne Murren hin.

Da mir der Film nicht besonders gefallen hat, möchte ich meine Kritik heute kurz halten. Da S. dem Streifen durchaus etwas abgewinnen konnte (und hier mitliest ;-) ), werde ich mich mit der üblichen Ätzerei etwas zurückhalten.

Es geht um eine psychisch kaputte Frau (Nancy), die mit einem lieblosen Arschloch (Albert) eine lieblos-kaputte “Ehe” führt. Da die Frau als Kind von ihrem Onkel so schlimm missbraucht wurde, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, und ihr Gatte, von dem sie Trost und Zuwendung erwartet, sie wie Luft behandelt, fällt sie immer tiefer in ihre eigenen Abgründe. Ihre innere Qual manifestiert sich nach außen durch autoagressive Handlungen und masochistische Sexpraktiken. Über das Internet lernt sie Loius kennen, dem sie ihre Probleme und Sehnsüchte mitteilen kann. Eines Tages macht sie sich auf, um sich mit Louis zu treffen…

Um es kurz zu machen: “Downloading Nancy” hat mich genervt! Da wären auf der einen Seite die handelnden Personen, die mir durch die Bank weg unsympathisch waren. Daher bekam ich auch keinerlei Bezug zu ihnen, was dazu führte, dass mich deren persönliche Problemsümpfe absolut nicht berührten und völlig kalt ließen. Nennt mich herzlos, schimpft mich verroht: Nancys Weg in die Selbstzerstörung hat in mir absolut nichts ausgelöst. Eine reine (Un)Sympathiesache meinerseits.

Der andere Punkt, der mir sauer aufstieß, war die sexuelle Komponente. Nicht, dass ich verklemmt wäre, aber mich langweilt soetwas in Filmen wirklich zu Tode. Mir ist es im Fall von “Downloading Nancy” übrigens völlig schnurzpiepe, ob die gezeigten S/M-Spielchen schockieren, verstören oder sonstwas sollen (besonders drastisch sind sie sowieso nicht). Mir kommt es so vor, als wenn Regisseure mit solchen Szenen bewusst kontroverse Diskussionen in Gang bringen möchten, um sich selbst über den grauen Mainstream zu erhöhen. Das mag ja hie und da und bei den Puritanern in den USA sogar funktionieren, aber ich verdrehe dabei lediglich die Augen. Soetwas schockiert mich nicht, mein moralisches Empfinden wird dadurch auch nicht weiter gestört und meine voyeuristischen Instinkte fühlen sich ebenfalls nicht angesprochen. Also, was soll’s?

Die sehr guten Leistungen der Schauspieler muss ich, trotz aller Ablehnung, an dieser Stelle noch besonders hervorheben. Die drei Hauptakteure bewältigen ihre schwierigen Rollen mit Bravour, konnten den Filmabend aber für mich nicht mehr retten. Der Film ist meiner Meinung nach ein Langeweiler mit Tiefgang, zu dem ich schlicht und ergreifend keinen Zugang gefunden habe. Sorry, aber so ist es nun einmal!

Meine Wertung: 4 von 10 Punkten!

Bei film.com habe ich übrigens eine Rezension gefunden, deren letzter Absatz sehr genau zum Ausdruck bringt, was ich hier vielleicht nicht richtig in Worte fassen konnte.



TV-Serie als Sprudeltablette (”Bitte in Wasser auflösen”)
Dienstag, 9. September 2008, 22:04 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

Ich komme soeben aus dem Kino und verkünde hiermit unfeierlich, dass ich heute mein persönliches Lowlight des 22. Fantasy Filmfestes gesehen habe. Eigentlich hatte ich mich als Liebhaber (nicht Fan!) der TV-Serie ganz besonders auf “Evangelion: 1.0 – You Are [Not] Alone” gefreut, aber was da über die Leinwand flackerte, erfüllte mein Herz mit Trauer und Schmerz.

Zunächst dachte ich noch, dass die ersten Szenen des Films dem Zuschauer einen Einstieg in das Universum von “Neon Genesis Evangelion” ermöglichen sollten – So nach dem Motto: “Was bisher geschah…” Aber leider hörte dieses “Was bisher geschah…” einfach nicht auf, sondern zog sich über die komplette Länge des Streifens. Jawohl: “Evangelion: 1.0″ ist nichts weiter als ein Konzentrat, zu dessen Versaftung das reichlich vorhandene Material der TV-Serie recycelt wurde. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich bestimmt nicht ins Kino gegangen. Um es kurz mit den Worten Queen Victorias auf den Punkt zu bringen: “We are not amused!”

Meine Wertung: Keine Wertung möglich, da der Film grundsätzlich die Qualitäten der Serie rüberbringt, aber unterm Strich lediglich einen Zusammenschnitt darstellt (Die TV-Serie würde ich übrigens mit 8 von 10 Punkten bewerten)

Für alle, die auf die Filmkritiken für gestern und vorgestern warten: Geduldet euch! Mir fehlt im Augenblick die Muße für große Texte (ich bin ein wenig FFF-müde) und zumindest “JCVD” und “Waltz With Bashir” haben sich auf jeden Fall sehr ausführliche Besprechungen verdient. Vielen Dank übrigens an M. aus MA, der wenigstens den “Cineastischen Kreis” via Mail mit seinen Sonntags-Kritiken auf dem Laufenden gehalten hat.



Heute bleibt das Blog kalt
Montag, 8. September 2008, 10:24 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Bloggen, Film und Fernsehen

Nach einem ereignisreichen Sonntag mit M. aus MA bleibt das Blog heute ausnahmsweise kalt. Ich habe hier zu Hause leider noch so viele offene Baustellen, dass ich es nicht schaffen werde, die gestern gesehenen Filme in aller Ausführlichkeit zu besprechen. Einer von ihnen hat es aber auf jeden Fall verdient, weshalb ich diese Besprechung mit Sicherheit an einem der nächsten Tage nachholen werde. Aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben.



Spermien mit Kulleraugen
Samstag, 6. September 2008, 16:15 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

Den vierten Tag des Stuttgarter Fantasy Filmfestes habe ich bereits hinter mir, da heute wieder nur ein Kinobesuch auf meinem Plan stand. Morgen ist allerdings mit drei Vorstellungen Großkampftag.

Da ich ein ausgesprochener Liebhaber von computeranimierten Filmen bin, habe ich mir selbstverständlich Aristomenis Tsirbas’ “Terra” ganz oben auf meine Wunschliste gesetzt. Als erster Festivalbeitrag des Tages lief der Streifen um 13:00 Uhr und daher war es nicht weiter verwunderlich, dass Kinobelegschaft und der (für mich immer noch namenlose) Festivalguru das Publikum mit “Guten Morgen” begrüßten. Ich wollte mich völlig überraschen lassen und hatte mich daher nicht weiter mit der Handlung und den Hintergründen von “Terra” beschäftigt – Hauptsache Trickfilm! Ich war jedenfalls sehr gespannt…

Der Zuschauer wird in eine phantastische Welt entführt, die mich irgendwie an “Kaena: The Prophecy” und “Nausicaä aus dem Tal der Winde” erinnerte. Dort leben seltsame fliegende Wesen, deren Körper die von Plattwürmern zu sein scheinen. Auf ihren merkwürdigen Körpern sitzen noch merkwürdigere Köpfe, die aussehen wie riesige Spermien mit Kulleraugen – auch die Farbe kommt einigermaßen hin. Mir drängte sich der boshafte Gedanke auf, dass die Macher des Films durch den Verzicht auf Haar-Animation Geld einsparen wollten, schließlich ist das eine verdammt rechenaufwändige Sache. Naja, primär soll ja auch die Geschichte und nicht die CGI im Vordergrund stehen. Aber, wenn man sich schon auf eine Computeranimation zum Erzählen einer Geschichte einlässt… *leisegrummel*

Die putzigen (und haarlosen *grummel*) Wesen leben in perfekter Harmonie mit ihrer Umwelt. Sie bewegen sich, obwohl sie fliegen können, in biologisch abbaubaren Fluggeräten umher, die mich an Maschinen aus diversen Anime von Hayo Miyazaki erinnerten. Alles ist süß und schnuckelig – Friede, Freude, Eierkuchen! Doch eines Tages verdunkelt ein unbekanntes Raumschiff die Sonne und das friedliche Leben der Spermaköppe Terraner und eine Angriffswelle tost über den Planeten, bei der viele der niedlichen Flugwürmer Terraner entführt werden. Wahrscheinlich, um sie auf dem Raumschiff näher zu untersuchen und ihnen Analsonden zu verpassen. Das machen Außerirdische doch normalerweise, wenn sie jemanden entführen, oder?

Der beherzten Mala, deren Vater ebenfalls entführt wurde, gelingt es mit einer List, eines der angreifenden Schiffe zum Absturz zu bringen. Darin befindet sich… Selber anschauen macht schlauer.

Wie man an meiner leicht spöttischen Schreibe vielleicht erkennen mag, hat mich “Terra” nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Obwohl ich anfangs ein wenig über haarige Dinge gelästert habe, sei an dieser Stelle gesagt, dass der Film tricktechnisch absolut in Ordnung geht, sich im actionreichen Ende sogar noch enorm steigert. Animation und das Produktionsdesign sind sehr gut und State of the Art. Was mir aber an dem Streifen absolut nicht gefallen hat, war die aufdringliche Süßlichkeit, eine moralinsaure Note und das Gefühl, absolut nichts Neues zu gesehen zu haben. Ich möchte den Film jetzt aber nicht in der Luft zerfetzen, denn so schlimm war letztendlich auch wieder nicht, aber mein Ding war er nicht. Immerhin konnte ich mich noch ganz anständig am gerenderten Augenschmaus erfreuen, der da über die Leinwand flackerte.

Heute eine geteilte Wertung:
Story: 6 von 10 Punkten!
Animation: 9 von 10 Punkten!



Ich erhöhe auf 10
Freitag, 5. September 2008, 22:24 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

Heute hat sich M. aus MA via Mail bei mir gemeldet und angekündigt, dass er am Sonntag ebenfalls zum Fantasy Filmfest nach Stuttgart kommen wird. Für diesen Tag hatte ich bisher nur “Afro Samurai – The Director’s Cut” und “Outlander” eingeplant und wollte die Zeit zwischen den Filmen zu Hause verbringen. Die beiden Streifen stehen auch auf M’s Liste, allerdings hat er noch “JCVD” dazwischen geklemmt. Grund genug, mir ebenfalls eine Karte für den ungewöhnlichen Jean-Claude Van Damme Film zu reservieren, der übrigens in der Begrüßungsrede am Eröffnungsabend sehr vollmundig angekündigt wurde. Man darf also gespannt sein! Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf einen sehr interessanten Sonntag.



Sozialschmarotzer römpömpömpöm
Freitag, 5. September 2008, 19:19 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

So, der dritte Tag des 22. Fantasy Filmfestes in Stuttgart ist für mich bereits gelaufen. Da ich mir eine gewisse Selbstdisziplin in Sachen Filmkonsum verordnet habe, blieb es heute bei einem einzigen Kinobesuch. Und der hat sich wirklich gelohnt!

Über die Handlung der dänischen Satire “How To Get Rid Of The Others” mochte ich gar nicht zu viel erzählen, denn der Film steckt voller Überraschungen und Ideen, die ich hier nicht spoilern möchte. Im Kern geht es darum, dass sich Dänemark zu einem totalitären Staat gewandelt hat, in dem das Kriegsrecht ausgerufen wurde – Der Rest Europas, so erfährt man etwas später, ist diesem Beispiel gefolgt. Nach den sogenannten “New Copenhagen Criteria” werden gezielt Personen verhaftet und interniert, die dem Staat “auf der Tasche liegen”, d.h. Dänemark auf Dauer zu teuer werden. So werden beispielsweise Langzeitarbeitslose, Alkoholiker und Behinderte in Lager verbracht, um dort verhört zu werden. In diesen Verhören bekommen sie eine minimale Chance, um der drohenden Exekution zu entgehen: Sie müssen irgendwie beweisen, dass sie der Gesellschaft von Wert sind. Da die Gefangenen dabei allerdings hilflos der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert sind, gerät die “Chance” zur Farce.

Erzählt wird die Geschichte einer Handvoll Menschen, die aufgrund der “New Copenhagen Criteria” in der Sporthalle einer Schule festgehalten werden. Jeder von ihnen erfüllt gewisse Kriterien, die zur Verhaftung geführt haben. Nach und nach werden sie einzeln oder zu zweit zum Verhör durch einen Major der dänischen Armee gebracht. Diesem sitzt ein etwas tapsiger Vertreter des Parlaments als Beobachter zur Seite. Ein Schwerpunkt des Films liegt auf den Befragungen. Die Sache scheint aussichtslos, es gibt jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Inhaftierten: Eine Widerstandskämpferin der Gruppe “Mandela” befindet sich unter ihnen und bringt die Staatsgewalt ziemlich ins Schwitzen.

Das klingt doch alles ziemlich düster, oder? Das ist es eigentlich auch, aber es handelt sich hier, wie schon eingangs erwähnt, um eine Satire. Und die ist so bitterböse und brilliant, dass man über “How To Get Rid Of The Others” getrost lachen darf. Der Plot ist schon recht extrem, aber wenn man sich die Verfehlungen der Geschichte einmal genauer anschaut, gar nicht so weit hergeholt. So erinnern die Bilder der zweckentfremdeten Schule an Diktaturen aller Art (mir kam zuerst Pinochets Chile in den Sinn). Und trotzdem ist “How To Get Rid…” ein enorm unterhaltsamer Film. Ok, der Humor ist äußerst gallig und das Lachen bleibt einem hie und da auch mal im Halse stecken, aber man fühlt sich als Zuschauer nicht unbedingt schlecht dabei.

“How To Get Rid Of The Others” ist ein sehr dialoglastiger Film. Da er im dänischen Originalton mit englischen Untertiteln gezeigt wurde, musste ich mich enorm konzentrieren. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Texte sind wirklich intelligent und knackig geschrieben. Trotz (oder gerade wegen) der vielen Dialoge, kommt keine Langeweile auf. Der Streifen verliert sich nicht in Geschwätzigkeit, sondern hat etwas zu sagen: Und das tut er richtig gut!

.. und dann noch das geniale Ende, hinter dem viel mehr steckt als man auf den ersten Blick zu erkennen meint! Endlich wieder ein Film mit Tiefgang, der zum Nachdenken und Diskutieren einlädt. Toll, ich bin begeistert!

Meine Wertung: 10 von 10 Punkten! (und ich scheiße an dieser Stelle bewusst auf die eher mauen Bewertungen in den gängigen Filmdatenbanken ;-) )



Groovy: “Drei Amigos” als One Man Show
Freitag, 5. September 2008, 01:15 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

My Name Is Bruce” war der zweite Film auf meinem Tagesplan. Bruce? — Bruce Wayne? Bruce Willis? Bruce Lee? — Nein, es geht in diesem abgedrehten Streifen um Bruce Campbell, seines Zeichens lebende B-Movie-Ikone. Muss man den kennen? Nunja, in gewissen Kreisen erfährt dieser Mann eine durchaus gottähnliche Verehrung. Zumindest Fans des Horrorgenres können mit dem Namen Bruce Campbell etwas anfangen. Der Regisseur Sam Raimi (für die Mainstreamer: Der Typ, der “Spider-Man” gedreht hat) hat ihn mit der Rolle des Ash in der “Evil Dead” Trilogie berühmt gemacht und seine Fans haben ihn zur Kultfigur erhoben.

Das ganze Fan-Brimborium um seine Person ist auch der Ausgangspunkt für diese wirklich sehenswerte Komödie, in der Campbell nicht nur “sich selbst” spielt sondern auch noch Regie geführt hat. Der Film beginnt damit, dass sich ein paar Teenager auf einem verlassenen Friedhof treffen und dabei aus Versehen einen ziemlich blutrünstigen chinesischen Dämon zum Leben erwecken. Diesen gilt es wieder loszuwerden. Wie gut, dass einer der Teens (Jeff) der wohl größte Bruce Campbell Fan der Welt ist. Er kommt auf die grandiose Idee, sein großes Idol mit der Lösung des höllischen Problems zu betrauen, denn in seinen Augen sind der Schauspieler Campbell und der Held Ash ein und dieselbe Person – Die rosarote Fanbrille halt.

Bruce Campbell hat in “My Name Is Bruce” hingegen so rein gar nichts von einem Helden. Er spielt einen völlig abgehalfterten B-Movie-Darsteller, der seine besten Jahre bereits hinter sich hat. Durch den Dreh von Horrorfilm-Sequels und Direct-to-DVD-Produktionen hält er sich mit Ach und Krach über Wasser. Der alte Glanz ist weg: Campbell säuft, haust in einem Trailer, kommt über seine Scheidung nicht weg und bedauert sich selbst. Ausgerechnet an seinem Geburtstag, an dem ihn der Blues besonders heftig packt, klopft es an der Tür seines Wohnwagens. Superfan Jeff steht dort und will seinen Helden um Hilfe bitten. Bevor er sein Begehr vortragen kann, beendet der Schauspieler das Gespräch mit einem Fußtritt. Jeff greift kurzerhand zu Plan B und entführt Campbell…

Mehr will ich nicht verraten, aber der weitere Verlauf der Handlung ist genauso abgefahren. Jetzt wird sich der eine oder andere sagen: “Hey, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor.” Dem kann ich nur zustimmen, denn ein recht ähnliches Szenario gab es auch schon einmal in John Landis’ Komödie “Three Amigos!” zu sehen. In dieser Persiflage auf “Die glorreichen Sieben” bzw. “Die sieben Samurai” werden drei Schauspieler, die von der durch Banditen bedrohten Bevölkerung eines mexikanischen Dorfes irrtümlich für echte Helden gehalten werden, zu Rettungszwecken angeheuert. Dass sich “My Name Is Bruce” auf ganz ähnlichen Pfaden bewegt, ist allerdings scheißegal, denn der Film ist um ein Vielfaches lustiger als “Three Amigos!” … jedenfalls für Campbell-Fans. ;-)

Bruce Campbell nimmt in diesem Streifen wirklich alles auf die Schippe – An allererster Stelle sich selbst und den Kult um seine Person. Auf der einen Seite hält er den Extremfans frech einen Spiegel vor, um ihnen zu zeigen, dass sie irgendwie total verstrahlt sind, auf der anderen Seite wendet er sich durch die zahlreichen Insidergags in “My Name Is Bruce” genau an diese Fans. Bruce Campbell spielt Bruce Campbell, aber so, wie ihn seine Fans wohl am meisten lieben: Als Ash in “Army of Darkness“. Mit viel Selbstironie stellt sich Campbell als überheblich-dämlichen Antihelden dar und das ist verdammt komisch! Ich habe im Kino jedenfalls herzlich lachen müssen. Und das ist bei jemandem, der dafür normalerweise in den Keller geht, ein gutes Zeichen. Fans von Bruce Campbell kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten!!!

Meine Wertung: 8 von 10 Punkten! (und das ist für ein B-Movie extrem hoch)