“Stell dir vor, es ist Halloween und keiner geht hin!” – Der heutige zwangsimportierte Synthetikfeiertag mit dem unwiderstehlichen Kommerzcharakter ging mir nicht nur am Arsch vorbei, sondern auch spurlos an mir vorüber. Zwar hat es hier am frühen Abend tatsächlich einmal geklingelt, aber ich machte es wie mein Totem, das Opossum, und stellte mich einfach tot. Tja, da waren die kleinen Monster wohl ziemlich in den Arsch gekniffen – Kein Süßkram und hohes Frustpotential. Willkommen in meiner Welt!
Einige Minuten später klingelte mein Telefon. Eine Frau Schlagmichtot rief mich aus irgendeiner Call-Center-Legebatterie an und wollte irgendetwas. Was dieses Irgendetwas war, werde ich wohl nie erfahren. Meine Misanthropie manifestiert sich bei solchen Gelegenheiten in einer ätzenden Verbalabfuhr und wird durch das anschließende Auflegen des Hörers nachdrücklich unterstrichen. Sie wollte Süßes und bekam Saures! Und ist es nicht genau das, worum es bei diesem ganzen Halloween-Scheiß geht?
Der Kühlschrank hatte bereits den ganzen Tag einen auf hohles Mahnmal gemacht, also musste ich noch einmal raus, um ihm seine kalte innere Leere zu nehmen. Es wäre schön, wenn er das Gleiche auch mal für mich tun würde, aber da friert wohl eher die Hölle zu. Beim Einkaufen bot sich mir das übliche Bild: Zombies in allen Gängen! Ein paar verkleidete Gestalten (darunter Darth Maul und Marilyn Manson) fielen eigentlich gar nicht besonders auf. Nein, die wahre Freak Show schluft an jedem verkaufsoffenen Tag durch die Supermärkte dieser Welt – Dafür braucht man kein Halloween. Eine kleine Auswahl gefällig?
1. Eine Frau mit Kinderwagen, die das blöde Teil mitten im Gang der Gemüseabteilung abgestellt hatte (Passende Horrorfilme: “Rosemaries Baby”, “Chucky’s Baby”)
2. Eine Frau bei den Süßigkeitenregalen. Der Gang war eng, der Einkaufwagen mittig geparkt und die Schnalle war völlig überfordert, als ich vorbei wollte. (Passender Horrorfilm: “Candyman’s Fluch”)
3. Bei den Milchprodukten stand eine Frau, die in normaler Lautstärke ein Lied vor sich hersang. Grundsätzlich ist es ja schön, wenn Leute gut drauf sind, aber diese Extraversion war echt unheimlich! (Passender Horrorfilm: “Psycho”)
4. Ein dickes Pärchen in dicken Daunenjacken, welche mit noch dickeren Markenlogos bestickt waren, stand zwischen Hygieneprodukten und Cerealien wie eine Staumauer im Weg. Ich musste zweimal an diesem menschlichen Bollwerk vorbei und beide Male blickten die beiden einfach nicht, dass ihr Standort äußert ungünstig gewählt war. (Passender Horrorfilm: “Der Blob”)
5. Die Dorfjugend bestückte sich an der Kasse mal wieder fleißig mit Alkohol. (Passendes Drama: “Das verlorene Wochenende”)
Kühlschrank gefüllt, Squalus genervt, Blog geschrieben und Halloween so gut wie rum – Der ganz alltägliche Wahnsinn eben…
4 Kommentare bisher
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Darth Maul hätte Hank gefallen! Dem hätte es der gruslig ins zerschnittene Betttuch gehüllte Hank aber gezeigt! “Der Blob” – das hast du erfunden, oder?
Kommentar von moggadodde

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass mir Darth Mauls an der Supermarktkasse und Hanks in Bettlaken, obwohl sie lemmingartige Surfer auf der Halloweenwelle sind, eher zusagen als das seltsame Völkchen, welches sich sonst so in meinem lokalen Konsumtempel herumtreibt.
Den “Blob” habe ich mir übrigens nicht ausgedacht. Tatsächlich gibt es drei Verfilmungen des Stoffs: Das Original von 1958, die Fortsetzung von 1972 und das Remake von 1988.
Kommentar von Squalus

den blob bin ich in unserem realtempel ooch begenet ). hier war der blob mutter und tochter die nebeneinander auf ihren einkoofswagen gestützt durch die warengänge schlenderten. nüscht besonderes wirst du jetzt sagen aaaber, die ärsche der beiden ladys waren fast so breit wie der gang und ich habe nur darauf jewartet, das sie mal ein paar dosen runterreißen. aber nüscht, nicht eene büchse iss abjestürtzt
))).
ansonsten een klasse beitrag zu hallo wien ,o) ich habe mich köstlich amüsiert.
tschüß BS ;o)
Kommentar von BS

[...] Da ich auf meinem eigenen kleinen Planeten in meiner eigenen kleinen Zeit lebe, hatte ich vor etwa einer halben Stunde kurz vergessen, dass sich heute wieder einmal ein ganz, ganz schlimmer Tag jährt. So geschah es doch tatsächlich dass ich auf das Düdeln der Türklingel reagierte und den Hörer der Gegensprechanlage von der Gabel nahm (jedenfalls musste ich nicht hinsprinten, da ich wegen meines anstehenden Wochenendeinkaufs sowieso im Flur stand). Auf mein unfreundlich hingerotztes “Hallo?” bekam ich die etwas unpassende Antwort “Süßes oder Saueres” zu hören. Der Sprecher dieser Worte war entweder ein sehr kleines Kind oder jemand, der vor dem Artikulieren seines unverschämten Erpressungsversuchs einen kräftigen Zug aus einem Heliumballon genommen hatte. Mir fiel die Kinnlade gen Erdmittelpunkt und ich raunzte ein todesverachtendes “Ich nehme Saures … und tschüß” in die Sprechmuschel. Die Konsequenzen waren mir wirklich egal! [...]
Pingback von Squalus am 31.10.2008 um 20:32Einen Kommentar hinterlassen