Von Zeit zu Zeit kommt es auch mal vor, dass ich zu überhaupt nichts Lust habe. Außerhalb der Arbeitszeit finde ich das auch völlig legitim, denn in der Freizeit sollte man die Freiheit zur selbstbestimmten Lebensführung nach eigenem Gusto haben. Darum ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, wenn ich fixe Termine möglichst vermeide, meinen Freizeitaktivitäten sehr spontan nachgehe, mich selbst nicht unter Druck setze und mir vor allen Dingen von anderen keine Aufgaben auf’s Auge drücken lasse.
Klar, dass mir heute wieder einmal die Hutschnur hochging, als ich nach der Arbeit meinen Briefkasten leerte. Schon wieder einmal Post von meinem Energieanbieter, der (zum wievielten Mal eigentlich in diesem Jahr?) von mir verlangt, dass ich meine Stromzähler zu einem festgelegten Termin ablese, die Werte auf eine vorbereitete Postkarte übertrage und diese dann auch noch zum Briefkasten schleppe. Alternativ könnte ich die Zählerstände auch online via Web übertragen, was beim letzten Mal erst nach zig Versuchen geklappt hat.
Mann, die latschen mir mit dieser Tour dermaßen auf’s Skrotum, das glaubt ihr gar nicht. Es nervt deswegen so extrem, weil die Abstände zwischen diesen “Dienstleistungen für den Dienstleister” immer geringer werden. Früher kam einmal gegen Jahresende die Bitte, dass man die Zählerstände ablesen möge und dann hatte man für das nächste Jahr erst einmal seine Ruhe. Wenn ich es richtig überblicke, kamen in den letzten zwölf Monaten allein drei Aufforderungen zum Frondienst für den Herrn des Stroms. Dass ich für diesen Scheiß in den Keller des Nachbarhauses muss, das kümmert die Sacknasen am anderen Ende der Hochspannungsleitung wohl wenig. Micht kotzt es jedenfalls ordentlich an!
Und wehe, man schlägt vor, dass man es ja so wie in der guten alten Zeit handhaben könnte: Der Energiezuhälter schickt einfach einen qualifizierten Mitarbeiter vorbei, wenn er die Daten für seine Abrechnung braucht. Nee, das würde ja die Personalkosten in die Höhe treiben, welche dann über die Strompreise auf die Kunden umgelegt werden müssten. Und wir alle wissen ja, dass hohe Personalkosten die Gewinne drücken und somit die Aktionäre zum Kotzen bringen.
Anstatt dass eine einzelne Pappnase im Blaumann vorbeikommt und die Zählerstände für die gesamte Hausgemeinschaft abliest, müssen sich nun also zwölf zahlende Kunden für ihren Dienstleister einzeln in Bewegung setzen, um ungefragt dessen Rationalisierungsmaßnahmen umzusetzen. Und wenn jetzt einer mit dem Argument kommt, dass es doch nur maximal fünf Minuten Zeitaufwand für jeden einzelnen sind, dann entgegne ich, dass er sich einfach mal die ungefähren Geldmengen vorstellen soll, die so ein Konzern durch diese Kundenversklavung in der Gesamtsumme einspart. Die reiben sich dort bei der Bilanz die Hände, die Aktionäre werden feucht im Schritt und ich muss in den kalten Keller. Ich glaub’, es hackt!
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