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Seit letztem Mittwoch fahre ich also meinen neuen Peugeot 107 Urban Move 70, dem ich nun endgültig den martialisch anmutenden Namen “Das Ei” verpasst habe. Es ist an der Zeit, ein paar Sätze dazu zu schreiben.
Das Auto fiel mir das erste Mal, nicht etwa in einem Automagazin, sondern im Autoteil meiner TV-Programmzeitschrift auf. Dort wurde es mit seinen nahezu baugleichen Vettern, dem Citroën C1 und dem Toyota Aygo, vorgestellt und gefiel mir gleich auf den ersten Blick. Die technischen Eckdaten und die sehr guten Verbrauchs- und CO2-Werte blieben mir positiv im Gedächtnis haften. Zwar wurde ich zu dieser Zeit noch von der wahnsinnig dämlichen Idee geritten, auf einen gebrauchten Audi TT oder einen Mercedes SLK zu sparen, aber nach und nach wich dieser Plan der Vernunft. Ich musste mir die Frage stellen, wofür ich eigentlich ein Auto brauche. Um ehrliche Antwort wurde gebeten.
Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich schönen Sportwagen durchaus etwas abgewinnen kann und in der Vergangenheit selbst zwei Stück besessen und gefahren habe. Ja, ich hatte sogar mal (freiwillig!) ein Sprit saufendes SUV. Natürlich geht einem das Herz jedemal ein wenig auf, wenn man die Garage betritt und seinen ganz persönlichen Traumwagen dort stehen sieht, keine Frage, aber wenn man die ganze Sache einmal kritisch hinterfragt, bleibt außer Besitzerstolz und ein wenig Protzerei nur wenig übrig, was eine solche Geldausgabe wirklich rechtfertigen würde. Nicht, dass ich nun wohlhabend oder gar reich wäre, aber ich bin trotzdem zu dem Schluss gekommen, dass ich meinen Finanzstatus nicht über mein Auto in die Welt hinausposaunen muss. Wofür eigentlich? Für neidische Blicke an der Ampel? Um Eindruck in meinem sozialen Umfeld zu schinden? Brauche ich das wirklich? – Die Antwort lautet nein!
Nachdem nun für meine alte “Möhre II” der TÜV fällig war und die Benzinpreise zur gleichen Zeit ordentlich anzogen, beschloss ich, dass nach einigen Jahren mit gammeligen Gebrauchtwagen im Bereich um die €500,– endlich die Zeit gekommen sei, mir wieder einmal ein aktuelles Auto zu besorgen. Zwar kann man im genannten Preissegment durchaus gute Autos finden, die normalerweise auch die zwei Jahre bis zum nächsten TÜV überleben, aber wirtschaftlich gesehen, kann es auf Dauer wegen möglicher Reparaturen, hoher Versicherungsbeiträge und Steuern sowie unzeitgemäßer Spritverbräuche dennoch sehr teuer werden. Es waren vor allen Dingen die aktuellen Benzinpreise, die mir die Kaufentscheidung sehr leicht machten. Ich bin wirklich nicht geizig, aber warum soll ich ein Auto fahren, das 10 Liter Benzin auf 100km verbraucht, wenn ich mit der halben Menge ebenfalls so weit kommen könnte?
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mir also ein Anforderungsprofil für einen Neuwagen zurechtgelegt:
- 1) Der Benzinverbrauch und der CO2-Ausstoß sollten möglichst gering sein.
- 2) Ein möglichst kleiner Hubraum, um Steuern zu sparen.
- 3) Trotz des kleinen Hubraums sollte das Motörchen noch soviel Kraft aufbringen, um auch außerhalb der Stadt normal im Verkehr mitfließen und hie und da einen Überholvorgang bewältigen zu können.
- 4) Es durfte ruhig ein Kleinwagen sein, allerdings musste er für Notfälle mit vier Sitzplätzen aufwarten können (womit der Smart Fortwo gleich aus der Liste der möglichen Kandidaten fiel) und wenigstens den Stauraum für meine Einkäufe bieten.
- 5) Design und Prestigefaktor sollten ohne Bedeutung sein – Vernunft vor Optik!
Der Peugeot konnte mich in allen Punkten überzeugen:
- 1) Laut Hersteller verbraucht der Wagen auf 100km folgende Mengen unverbleites Superbenzin: Innerorts: 5,5l / Außerorts: 4,1l / Kombiniert: 4,6l – CO2-Ausstoß auf 1km (kombiniert): 109g. Es bleibt abzuwarten, welche Mengen in der Praxis wirklich verbrannt werden. Wahrscheinlich wird es unter dem Strich etwas mehr sein, aber ich bemühe mich sehr um eine Sprit sparende Fahrweise. Besser als die “Möhre 2″ kommt “Das Ei” im direkten Vergleich allemal weg.
- 2) €68,– Steuern bei 998ccm Hubraum. Die Bundesregierung denkt augenblicklich über eine komplette Steuerbefreiung für schadstoffarme Kfz nach. Toi, toi, toi!
- 3) 68PS reichen für einem so kleinen Wagen absolut aus. Überholvorgänge auf Landstraße oder Autobahn sind damit im ausreichenden Maße möglich.
- 4) Vier Sitzplätze und eine geteilt umklappbare Rückbank reichen für meine Zwecke völlig aus. Ich fahre in der Regel allein und bewege selten mehr Gepäck als einen alten Armeerucksack von A nach B.
- 5) Mir gefällt der Kleine. Ein typisches Frauenauto? Das ist mir doch sowas von egal, wenn’s meinen Geldbeutel schont. Und wieso eigentlich Frauenauto? Nur weil ein solches Auto eventuell vorhandene Impotenz nicht genügend zu kompensieren vermag? Drauf geschissen!
Selbstverständlich muss man in dieser Klasse ein paar Abstriche in Sachen Komfort und Ausstattung´machen, aber wenn die Ansprüche so gering sind wie meine, dann kann man damit durchaus leben. Und wer einmal in seinem Leben einen etwa zwanzig Jahre alten VW Polo Fox sein Eigen nennen durfte, verfällt angesichts der modernen Klein(st)wagen sowieso in ehrfürchtiges Staunen.
Nun bin ich also etwa 470km mit dem Wagen gefahren und kann vermelden, dass ich genau das gekauft habe, was ich tatsächlich gebraucht habe. Die “Möhre 2″ hätte mit ihrem 45-Liter-Tank spätestens nach dieser Strecke zum Spritfassen gemusst, “Das Ei” hat laut Digitalanzeige noch ordentlich Saft im Kraftstoffbehälter (35 Liter Fassungsvermögen). Innerorts und außerorts macht der kleine Motor eine gute Figur, trotzdem sollten Überholmanöver vorsichtshalber zweimal überlegt werden – Das Ding ist halt nicht zum Heizen gebaut. Aber wenn man eine günstige Gelegenheit abwartet, kann man auch recht zügig am Vordermann vorbeiziehen. Ich denke, dass der Langstreckenkomfort nicht allzu groß sein dürfte, denn die Sitze würde ich nur mit ausreichend bewerten. Aber wann fahre ich schon einmal weiter als 70km? Relativ selten, also kann ich durchaus damit leben. Die hohe Ladekante des Kofferraums stört mich nicht weiter, denn schließlich bin ich groß und stark. Im Zusammenspiel mit der unpraktischen Kofferraumabdeckung wird’s allerdings etwas fummelig, denn dann bekomme ich den o.g. Armeerucksack im gefüllten Zustand nur mit Mühe aus dem Auto. Ein Briefschlitz bietet da schon fast mehr Durchlass.
Sofern mir die Kiste nicht unterm Arsch auseinanderfällt, ist doch alles picobello.
10 Kommentare bisher
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Lieber Frauenautoversteher,
mit einem TT währst du Gott gewesen, aber so …
Mein Frauenauto hat einen Schminkspiegel in der Sonnenblende auf der Fahrerseite, einen Handtaschenhalter unter dem Beifahrersitz und ist ROT !
Jetzt las mal hören, wie toll dein Frauenauto ist. Oder ist es einfach nur klein ?
Seruvs
R.


Ha, mein Frauenauto hat ebenfalls einen Schminkspiegel in der Sonnenblende auf der Fahrerseite (Mein Motorrad übrigens im Top Case… *ups*) und ganz viele clever durchdachte Ablagemöglichkeiten für meinen typischen Frauenkleinkram (Lippenstifte, Taschentücher und Taser) – Da kann ich meine Handtasche glatt zu Hause lassen. Jawollja! Außerdem kann man sich am Griff der Heckklappe ganz furchtbar toll die langen Fingernägel abbrechen… und … und … äh … immerhin sind meine Sitze teilweise rot. Mein Auto ist nicht klein, sondern knuffig!!! *schnaub*


Beleuchteter Schminkspiegel? Oder nur so ein halbblindes Spiegelchen (ohne Licht) auf der Beifahrerseite wie bei meinem Frauenauto? Naja, meine Japanerflohrette hat jetzt auch schon 10 Jahre auf dem Dach und ich wenn ich eine Neue habe, freue ich mich z.B. auch auf versenkbare Flaschen- und Becherhalter. Im Micra macht Kaffee trinken nämlich keinen Spaß.
Eigentlich brauche ich aber keinen Schminkspiegel auf der Fahrerinnen-Seite. Ich habe mich dazu an die Benutzung des Rückspiegels gewöhnt (was dir sicher auch noch gelingt, notfalls wirst du dir die Lippen auch ohne nachziehen können) und Fingernägel breche ich mir auf der Arbeit ab, nicht am Kofferraum, weil der sich bei mir von innen öffnen lässt.
Dafür lege ich nicht viel Wert auf Alufelgen und Sportauspüffe (-puffe, -puffs, wie ist der Plural von “Auspuff”?) und solchen Kram. Auto fährt und gut, d.h. nicht gut, bei diesen Preisen …


Beleuchteter Schminkspiegel? Nee, wir sind hier doch nicht bei Rockefellers! Ich habe reflektierende Dunkelmänner auf beiden Seiten – Immerhin kann man/frau damit wenigstens tagsüber die beste Freundin mitnehmen, ohne sich mit ihr um den einzigen Spiegel kloppen zu müssen.
Meine Becherhalter (nicht versenkbar, sondern statisch vor dem Schaltknüppel angebracht) habe ich noch nicht ausprobiert. Eigentlich ein guter Grund, mal wieder ein Frikadellen-Drive-In anzusteuern. Wenn da nur nicht die Wampe und meine Gewichtsreduzierungsambitionen wären, die mich mahnend davon abhalten… *schluchz*
Laut Duden ist der Plural von Auspuff Auspuffe. Nach der nächsten Rechtschreibreform sicherlich nur mit einem ‘f’, dafür aber mit ‘ß’ und klein geschrieben.
So, ich schlappe jetzt mal in den Supermarkt des Schreckens und besorge mir ein paar Clementinen. Auf diese Weise kann ich jedenfalls für ein Viertelstündchen den Bohr- und Hämmerattacken meines Nachbarn entgehen.
Kommentar von Squalus

Das mit den Clementinen hat aber keinerlei suizidale Hintergedanken, hoffe ich!? Das fällt mir nur gerade ein, weil vorgestern, als es mit der Großen hier mal wieder gekracht hat, der MamS sich einige Mandarinen aus dem Obstkorb schnappte und resigniert rief: “So, jetzt ess’ ich noch ein paar verseuchte Mandarinen. Da kratze ich dann wenigstens schneller ab.” …
Hoffentlich hast du die biösen Exemplare gekauft!


Schon wieder ein Lebensmittelskandal, von dem ich nichts weiß? Ach, ich war heute wahnsinnig scharf auf Clementinen, nachdem ich am Samstag in einem anderen Supermarkt ein Netz mit den leckersten Clementinen aller Zeiten käuflich erworben hatte. Die waren ruckzuck weg. Jetzt habe mir ich in meiner Gier drei Netze gekauft … leider nur mittelmäßig im Geschmack und fünf angematschte Exemplare konnte ich gleich in die Tonne drücken. Is’ wohl nicht mein Tag.
Biöse Exemplare? Eher wohl böse Exemplare! Politisch völlig inkorrektes Obst!
Kommentar von Squalus

Nein, ich meinte biologisch-ökologisch-korrekte
Exemplare. Hast du nicht gehört von dem Pestizidskandal (*gähn* – ein alter Hut eigentlich – was kann man überhaupt noch guten Gewissens essen?), giftiges Schalenwerk erfordert Händedesinfektion vor dem Verzehr? Meine Mutter hat ein ganzes Netz weggeschmissen. Wir hier essen unverzagt weiter derlei behandeltes Obst. Sollte ich überprüfen, ob ich des nächtens phosphoreszierenderweise das Gemach zu erleuchten vermag?
Vergiss es! Um auf den Punkt zu kommen: Ein TT wäre schon geil gewesen …


Moin Squalus,
Erstmal “Herzlichen Glückwunsch” zu einem so vernünftigen Auto aber
warum ein Peugot und kein baugleicher Citroen oder Toyota?
Haben die beiden Mitkonkurrenten keine Rolle bei Deiner Auswahl gespielt?
Dat würd mich wirklich noch interessieren.
(Ja, mir is langweilig
Viele Grüße
Dein Telefon Sklave


@moggadodde
Inzwischen ist es mir fast schon egal, womit ich mich vergifte, denn in der Regel kommen solche Sachen erst raus, wenn man sich bereits über Jahre sorglos ein heftiges Schadstoffdepot angefressen hat. Mein Krebs ist sowieso schon bestellt: Magen-Darm, weil ich mich falsch ernähre. Lunge, weil ich über Jahre geraucht habe. Haut, weil ich als Kind sehr oft Sonnenbrand hatte. usw. usf. Da machen die paar Pestizitrusfrüchte den Kohl auch nicht mehr fett.
Ein TT mit einem kombinierten Verbrauch von 4,6 Liter wäre nach wie vor ein durchaus erstrebenswertes Auto. Nee, wenn ich bedenke, wieviel Geld ich in der Vergangenheit an Unterhaltskosten für meinen Fuhrpark aus dem Fenster geschmissen habe, glaube ich, dass ich so langsam vernünftig werde. Ich bin geheilt!
Zum Thema Schminkspiegel muss ich noch etwas loswerden: Mein Schminkspiegel in der Sonnenblende auf der Fahrerseite hat eine Schutzklappe, auf der ein Sticker klebt. Dort steht “Peugeot Assistance” und eine Telefonnummer. Ha, ich muss gar nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich mich schminken will. Das erledigt alles die Hotline! Cool!
@Dirk
Deine Frage ist natürlich berechtigt, denn im Kern sind C1, Aygo und 107 die gleichen Autos. Da ich mir alternativ aber auch mal einen Peugeot 207 aus der Nähe anschauen wollte, stand ich zuerst beim Peugeot-Händler. Nachdem aber 6,1 l/100km nicht in meinen Anforderungskatalog passten, schwenkte ich umgehend auf den 107 um, und hatte binnen 45 Minuten den Vertrag unterzeichnet. Ich bin in solchen Sachen immer sehr schnell bei der Sache. Optisch wären C1 und Aygo sowieso hinter dem 107 an zweiter und dritter Stelle gekommen. Das war zwar nicht das Hauptkriterium, aber wenn man schon die Wahl hat…


[...] Am Samstag habe ich M. aus ES ein paar Umzugsreste aus ihrer alten in ihre neue Wohnung gefahren. Erstmalig musste ich dafür die beiden Rücksitze im “Ei” umklappen, um die Ladefläche zu vergrößern. Da ich damit noch keine Erfahrung hatte, erledigte ich das bereits vor der Abfahrt in aller Ruhe in der heimischen Tiefgarage. Beim Umlegen der Sitze fiel mir plötzlich ein Geldstück entgegen. “Oh, ein Euro”, dachte ich freudig überrascht, aber beim näheren Hinsehen entpuppte sich die vermeintliche Eurone als antike Münze: Ich hielt ein Markstück in der Hand! [...]
Pingback von Squalus am 19.05.2008 um 15:55Einen Kommentar hinterlassen