Zwar scheint der Blogger dem werten Leser, sofern persönlich nicht näher bekannt, oftmals als körperloses ja fast schon gottgleiches Wesen, doch dieser Eindruck täuscht – Hinter den Texten steht in den meisten Fällen ein Mensch bzw. eine menschenähnliche Zellansammlung, welche isst, trinkt, atmet, kurzum: lebt! So dürfte es also auch nicht weiter verwundern, dass ich an dieser Stelle ganz offen und ehrlich zugebe, dass sogar ich von Zeit zu Zeit eine Toilette aufsuchen muss.
Da mir in Gemeinschaftstoiletten das kollektive Stehpissen am Urinal herzlich zuwider ist, begebe ich mich zum Pinkeln grundsätzlich in die heimelige Abgeschlossenheit einer Einzelkabine. Auch wenn jetzt einige Leser aufhorchen: Was in dieser Kabine abläuft (im wahrsten Sinne des Wortes), soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Wichtig ist nur, was man in dieser Klausur zu hören bekommt und welche grauenvollen Wahrheiten sich daraus erkennen lassen.
Hockt man also nun behaglich mit heruntergelassener Hose auf besagter Örtlichkeit, so trennt einen oft nur eine dünne Barriere von der Außenwelt. So ist einem zwar ein mehr oder minder beruhigender Sichtschutz gegeben, aber das Leben, welches sich “draußen vor der Tür” abspielt, um es einmal mit Wolfgang Borchert zu sagen, dringt ungedämpft an das Ohr des staunend Lauschenden. Türen werden aufgerissen, Reißverschlüsse ebenfalls, es wird gepisst, geschifft, gepieselt… Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden – Gott hat die Urinale schließlich genau zu diesem Zwecke geschaffen.
Das wirklich Schlimme an der ganzen Sache bekommt man leider nur allzuoft nach dem Plätschern des fremden Urinstrahls zu hören: Ein Reißverschluss wird hochgezogen, die automatische Spülung sprudelt los, eilige Schritte auf dem gefliesten Boden, eine Tür wird aufgerissen und fällt wenig später wieder ins Schloss – Stille …. Da fehlte doch noch irgendetwas!? Richtig, es laufen auf diesem Planeten eine Menge Zeitgenossen herum, die sich schlicht und ergreifend nicht die Flossen waschen, wenn sie kurz zuvor noch mit ihrer Nudel herumhantiert haben. Nach solchen Erlebnissen kommt man echt ins Grübeln, ob man seinen Mitmenschen überhaupt noch die Hand zur Begrüßung reichen sollte. Schweine!!!
6 Kommentare bisher
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Wie wahr! Ich finde das auch ekelhaft, sich nach dem Pissen nicht die Hände zu waschen.
Kommentar von Al Gore

Beim Händeschütteln werden bekanntlich mehr Bakterien transferiert als beim Küssen und jetzt wissen wir auch, warum. Ekelig.
Kommentar von moggadodde

Über das Händeschütteln brauchst Du Dir in dem Moment keine Gedanken mehr machen, in dem Du die Toilettentürklinke mit Deiner frisch gewaschenen Hand fest umschließt und beherzt nach unten drückst…
Kaust Du eigentlich Fingernägel?
Kommentar von Simon

@AlGore
Willkommen in meiner kleinen kaputten Welt!
@moggadodde
Was bekommt man denn so auf Damentoiletten zu hören bzw. nicht zu hören?
@Simon
Wie gut, dass ich gestern auf dem Nachhauseweg spontan meine Handycam aus der Tasche gezogen habe, denn ein Klingelschild sagt manchmal mehr als tausend Worte:


Zunächst natürlich das Übliche und danach der Wasserhahn in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle. Ganz häufig allerdings ist der, äh, “Auslassbereich” vom Waschbereich getrennt, so dass die Dunkelziffer höher sein könnte.
Deine Abneigung gegen den Showroom, bzw. Urinale kann ich allerdings vollkommen nachvollziehen. Wäre ich ein Mann, was der Himmel auch fürs nächste Leben verhüten möge, hielte ich mich auch für liquide Verrichtungen stets in der Abgeschiedenheit einer Einzelkabine auf.


@moggadodde
Besonders unangenehm wird’s “an der Rinne”, wenn hinzukommende Pinkler grüßen oder ein Gespräch beginnen. Nee, da schließe ich mich lieber ein. Es gibt Dinge, bei denen der halbwegs zivilisierte Mensch für sich sein möchte.


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