Groovy: “Drei Amigos” als One Man Show
Freitag, 5. September 2008, 01:15 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Film und Fernsehen

My Name Is Bruce” war der zweite Film auf meinem Tagesplan. Bruce? — Bruce Wayne? Bruce Willis? Bruce Lee? — Nein, es geht in diesem abgedrehten Streifen um Bruce Campbell, seines Zeichens lebende B-Movie-Ikone. Muss man den kennen? Nunja, in gewissen Kreisen erfährt dieser Mann eine durchaus gottähnliche Verehrung. Zumindest Fans des Horrorgenres können mit dem Namen Bruce Campbell etwas anfangen. Der Regisseur Sam Raimi (für die Mainstreamer: Der Typ, der “Spider-Man” gedreht hat) hat ihn mit der Rolle des Ash in der “Evil Dead” Trilogie berühmt gemacht und seine Fans haben ihn zur Kultfigur erhoben.

Das ganze Fan-Brimborium um seine Person ist auch der Ausgangspunkt für diese wirklich sehenswerte Komödie, in der Campbell nicht nur “sich selbst” spielt sondern auch noch Regie geführt hat. Der Film beginnt damit, dass sich ein paar Teenager auf einem verlassenen Friedhof treffen und dabei aus Versehen einen ziemlich blutrünstigen chinesischen Dämon zum Leben erwecken. Diesen gilt es wieder loszuwerden. Wie gut, dass einer der Teens (Jeff) der wohl größte Bruce Campbell Fan der Welt ist. Er kommt auf die grandiose Idee, sein großes Idol mit der Lösung des höllischen Problems zu betrauen, denn in seinen Augen sind der Schauspieler Campbell und der Held Ash ein und dieselbe Person – Die rosarote Fanbrille halt.

Bruce Campbell hat in “My Name Is Bruce” hingegen so rein gar nichts von einem Helden. Er spielt einen völlig abgehalfterten B-Movie-Darsteller, der seine besten Jahre bereits hinter sich hat. Durch den Dreh von Horrorfilm-Sequels und Direct-to-DVD-Produktionen hält er sich mit Ach und Krach über Wasser. Der alte Glanz ist weg: Campbell säuft, haust in einem Trailer, kommt über seine Scheidung nicht weg und bedauert sich selbst. Ausgerechnet an seinem Geburtstag, an dem ihn der Blues besonders heftig packt, klopft es an der Tür seines Wohnwagens. Superfan Jeff steht dort und will seinen Helden um Hilfe bitten. Bevor er sein Begehr vortragen kann, beendet der Schauspieler das Gespräch mit einem Fußtritt. Jeff greift kurzerhand zu Plan B und entführt Campbell…

Mehr will ich nicht verraten, aber der weitere Verlauf der Handlung ist genauso abgefahren. Jetzt wird sich der eine oder andere sagen: “Hey, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor.” Dem kann ich nur zustimmen, denn ein recht ähnliches Szenario gab es auch schon einmal in John Landis’ Komödie “Three Amigos!” zu sehen. In dieser Persiflage auf “Die glorreichen Sieben” bzw. “Die sieben Samurai” werden drei Schauspieler, die von der durch Banditen bedrohten Bevölkerung eines mexikanischen Dorfes irrtümlich für echte Helden gehalten werden, zu Rettungszwecken angeheuert. Dass sich “My Name Is Bruce” auf ganz ähnlichen Pfaden bewegt, ist allerdings scheißegal, denn der Film ist um ein Vielfaches lustiger als “Three Amigos!” … jedenfalls für Campbell-Fans. ;-)

Bruce Campbell nimmt in diesem Streifen wirklich alles auf die Schippe – An allererster Stelle sich selbst und den Kult um seine Person. Auf der einen Seite hält er den Extremfans frech einen Spiegel vor, um ihnen zu zeigen, dass sie irgendwie total verstrahlt sind, auf der anderen Seite wendet er sich durch die zahlreichen Insidergags in “My Name Is Bruce” genau an diese Fans. Bruce Campbell spielt Bruce Campbell, aber so, wie ihn seine Fans wohl am meisten lieben: Als Ash in “Army of Darkness“. Mit viel Selbstironie stellt sich Campbell als überheblich-dämlichen Antihelden dar und das ist verdammt komisch! Ich habe im Kino jedenfalls herzlich lachen müssen. Und das ist bei jemandem, der dafür normalerweise in den Keller geht, ein gutes Zeichen. Fans von Bruce Campbell kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten!!!

Meine Wertung: 8 von 10 Punkten! (und das ist für ein B-Movie extrem hoch)


2 Kommentare bisher
Hinterlasse deinen Kommentar!

Ha! Die Drei Amigos! Endlich ein Film in der Menge deiner zahlreichen Aufzählungen, den ich auch kenne (und liebe).
Viel Spaß noch am Wochenende. Dass du nach der Filmflut überhaupt noch geradeaus gucken kannst, muss am harten Training übers Jahr liegen …

Kommentar von moggadoddeNo Gravatar GERMANY am 07.09.2008 um 16:11

Ja, ein wenig Übung braucht’s für solche Marathons schon. Aber wie ich immer mal wieder in Gesprächen anderer Festivalbesucher mitbekommen habe, liege ich mit meinen 10 Filmen (+ angedachter Nr. 11 am Mittwoch – “Downloading Nancy“) nur im gesunden Mittelfeld. Andere schaffen da weitaus mehr.

Ich hoffe, dass ich die Rezensionen für die heute gesehenen drei Filme morgen irgendwie hinbekomme. So langsam beginne ich zu schwächeln… ;-)

Kommentar von SqualusNo Gravatar GERMANY am 07.09.2008 um 23:06



Einen Kommentar hinterlassen