Am Sonntag machten M. aus MA und ich vor der Vorstellung von “Outlander” die Bekanntschaft von S., die zufällig neben mir saß und sich in unser Gespräch einklinkte, als ich M. gegenüber erwähnte, dass ich “Cyborg” mit Jean-Claude van Damme noch nie bis zum Ende gesehen hätte. Diese ketzerische Äußerung führte dazu, dass wir drei uns nach dem Kino noch in einer Kneipe zusammensetzten und über Filme und Musik unterhielten. Da M. noch seinen Zug bekommen und S. am nächsten Morgen früh raus musste, wurde der gesellige und interessante Abend irgendwann notgedrungen beendet. S. und ich sprachen darüber, eventuell am Mittwoch gemeinsam in “Downloading Nancy” zu gehen. Ein Streifen, von dem ich zu diesem Zeitpunkt irrtümlich annahm, dass ich ihn sehen wollte…..??????
Häh? Jawoll ich habe durch meine etwas halbherzige Beschäftigung mit dem Programm des 22. Fantasy Filmfestivals einen Fehler begangen! Diese Schluderei führte dazu, dass ich meinen eigentlichen Wunschfilm “Dorothy Mills” mit “Downloading Nancy” verwechselt hatte. Wie kam es dazu? Nun, beide Filme wurden im Programmheft des FFF auf der selben Seite angekündigt und ihre Titel begannen beide mit “Do”. Meine eigene Film-Zusammenstellung für das Festival hatte ich bereits unter Dach und Fach und daher kümmerte ich mich so gut wie gar nicht um den Rest des Angebotes. Und schwuppdiwupp kam es zur Verwechslung. Das merkte ich allerdings erst gestern Abend, als die Karten bereits gekauft und die Verabredung mit S. fest ausgemacht war. Also wollte ich mich einfach überraschen lassen und nahm die versehentlich gekaufte Wundertüte erst einmal ohne Murren hin.
Da mir der Film nicht besonders gefallen hat, möchte ich meine Kritik heute kurz halten. Da S. dem Streifen durchaus etwas abgewinnen konnte (und hier mitliest ), werde ich mich mit der üblichen Ätzerei etwas zurückhalten.
Es geht um eine psychisch kaputte Frau (Nancy), die mit einem lieblosen Arschloch (Albert) eine lieblos-kaputte “Ehe” führt. Da die Frau als Kind von ihrem Onkel so schlimm missbraucht wurde, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, und ihr Gatte, von dem sie Trost und Zuwendung erwartet, sie wie Luft behandelt, fällt sie immer tiefer in ihre eigenen Abgründe. Ihre innere Qual manifestiert sich nach außen durch autoagressive Handlungen und masochistische Sexpraktiken. Über das Internet lernt sie Loius kennen, dem sie ihre Probleme und Sehnsüchte mitteilen kann. Eines Tages macht sie sich auf, um sich mit Louis zu treffen…
Um es kurz zu machen: “Downloading Nancy” hat mich genervt! Da wären auf der einen Seite die handelnden Personen, die mir durch die Bank weg unsympathisch waren. Daher bekam ich auch keinerlei Bezug zu ihnen, was dazu führte, dass mich deren persönliche Problemsümpfe absolut nicht berührten und völlig kalt ließen. Nennt mich herzlos, schimpft mich verroht: Nancys Weg in die Selbstzerstörung hat in mir absolut nichts ausgelöst. Eine reine (Un)Sympathiesache meinerseits.
Der andere Punkt, der mir sauer aufstieß, war die sexuelle Komponente. Nicht, dass ich verklemmt wäre, aber mich langweilt soetwas in Filmen wirklich zu Tode. Mir ist es im Fall von “Downloading Nancy” übrigens völlig schnurzpiepe, ob die gezeigten S/M-Spielchen schockieren, verstören oder sonstwas sollen (besonders drastisch sind sie sowieso nicht). Mir kommt es so vor, als wenn Regisseure mit solchen Szenen bewusst kontroverse Diskussionen in Gang bringen möchten, um sich selbst über den grauen Mainstream zu erhöhen. Das mag ja hie und da und bei den Puritanern in den USA sogar funktionieren, aber ich verdrehe dabei lediglich die Augen. Soetwas schockiert mich nicht, mein moralisches Empfinden wird dadurch auch nicht weiter gestört und meine voyeuristischen Instinkte fühlen sich ebenfalls nicht angesprochen. Also, was soll’s?
Die sehr guten Leistungen der Schauspieler muss ich, trotz aller Ablehnung, an dieser Stelle noch besonders hervorheben. Die drei Hauptakteure bewältigen ihre schwierigen Rollen mit Bravour, konnten den Filmabend aber für mich nicht mehr retten. Der Film ist meiner Meinung nach ein Langeweiler mit Tiefgang, zu dem ich schlicht und ergreifend keinen Zugang gefunden habe. Sorry, aber so ist es nun einmal!
Meine Wertung: 4 von 10 Punkten!
Bei film.com habe ich übrigens eine Rezension gefunden, deren letzter Absatz sehr genau zum Ausdruck bringt, was ich hier vielleicht nicht richtig in Worte fassen konnte.
2 Kommentare bisher
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[...] Zumindest einige Stammleser dürften sich schon gewundert haben, warum es hier in letzter Zeit so still geworden ist. Also möchte ich heute kurz darüber informieren, dass ich augenblicklich verstärkt im Außeneinsatz tätig bin und schlicht und ergreifend nicht zum Bloggen komme. Da sich das frisch aufgelegte Projekt “Beziehungskiste” für alle Beteiligten recht zeitaufwändig gestaltet, bitte ich um Nachsicht, wenn die Bloggerei ein wenig in den Hintergrund gerät. Ganz Neugierige dürfen sich gern durch DIESEN TEXT quälen, um ein wenig mehr über die Projekthintergründe zu erfahren. Keine Kommentare bisher Hinterlasse deinen Kommentar! RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag • TrackBack URI Einen Kommentar hinterlassen [...]
Pingback von Squalus am 11.11.2008 um 15:57[...] Auf dem letztjährigen Fantasy Filmfest lernte ich zwischen zwei Vorstellungen eine Frau kennen, die kurz darauf zu meiner Freundin wurde und seitdem einen etwas ungewöhnlichen Kosenamen trägt. Bei den beiden Filmen handelte es sich um “J.C.V.D.” und “Outlander“. Besagte Dame war erst zur zweiten Vorstellung im Kino erschienen und klinkte sich spontan in ein Gespräch zwischen M. aus Ma. und mir ein, als wir uns über den zuvor gezeigten van-Damme-Streifen unterhielten. Das Schicksal nahm also seinen Lauf und nun halte ich die DVD in meinen Händen und weiß, dass sich zwei Leute ganz besonders doll darauf freuen, sich den Film am nächsten Wochenende gemeinsam anzuschauen. [...]
Pingback von Squalus am 04.02.2009 um 20:31Einen Kommentar hinterlassen