Ohren zu und durch – Um des lieben Friedens willen?
Dienstag, 14. April 2009, 14:31 Uhr
Abgelegt unter: Allgemein, Genervt!

Streitigkeiten in der Nachbarschaft können den unangenehmen Nebeneffekt mit sich bringen, dass sie in einer Kleinigkeit ihren Anfang nehmen, sich zum täglichen Kleinkrieg ausweiten und nach Jahren des starrköpfigen Zwists vor Gericht enden. Ich habe meine Lektion in jungen Jahren (so um 1990/91 herum) lernen müssen, als ich mich höflich bei einer Nachbarin – einer älteren Dame – darüber beschwerte, dass sich ihr lieber Sohnemann bei seinen Wochenendbesuchen mit seinem Wagen immer so hinter mein Auto stellte, dass ich nicht mehr ausparken konnte. Der Witz an der Sache war, dass vor dem Haus eigentlich immer genügend freie Parkplätze zur Verfügung standen, der feine Herr aber wohl mit dem Einparken intellektuell überfordert war. Ich beobachtete dieses “Nach mir die Sintflut”-Verhalten eine ganze Weile und mir kam irgendwann der Spruch “Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt” in den Sinn. Also beschwerte ich mich bei meiner Nachbarin und bat um eine Verbesserung der Situation.

Zugeparkt

(Zur Verdeutlichung. Dreimal dürft ihr raten, wem der rote Wagen gehörte.)

Mein kleiner höflicher Denkanstoß hatte zur Folge, dass mein Auto fortan freie Fahrt nach hinten hatte und ich von diesem Zeitpunkt an die Kommunikation via PostIt-Zettelchen kennenlernen durfte. Ja, meine Nachbarin war durch meine berechtigte Kritik wohl dermaßen angepisst, dass ich nur einen Furz lassen musste, um umgehend eine Beschwerde in Form einer PostIt-Nachricht an die Wohnungstür oder den Briefkasten geklebt zu bekommen. Den Höhepunkt erreichte die alberne Streiterei, als die gute Frau eines Abends im Dunkeln durch das Treppenhaus taperte, dabei auf meine Katze stieß, die andere Nachbarn aus reiner Tierliebe ins Haus gelassen hatten, sich dabei höllisch erschrak und anschließend an meiner Wohnungstür klingelte. Der Haken an der Sache war jedoch, dass nicht ich die Tür öffnete, sondern meine damalige Freundin, die lediglich zu Besuch war, aber den angestauten Hass meiner Nachbarin mit voller Breitseite abbekam. Die Sache eskalierte bis meine Ex einen wütenden Heulkrampf bekam. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der Haussegen eine ordentliche Schieflage hatte. Mit dem Wegzug aus dem PostIt-Haus, endete auch der Stress. Im nächsten Haus (50 Wohneinheiten) gab es dann nur noch kleineren Ärger mit einer Nachbarin, der es nicht passte, dass wir Blumenkästen am Balkon hängen hatten, einem Nachbarn, der mich anzeigte, weil ich mein Motorrad auf einem Pkw-Stellplatz gewaschen hatte (konnte nach einem langen Brief an das Ordnungsamt zu den Akten gelegt werden) und einem “Zettelkrieg” im Aufzug, weil mein Motorrad in der Tiefgarage stand und “da weg musste!” – Jaja, immer diese langhaarigen Motorradrocker!

In den nächsten beiden Wohnungen hatte ich mehr Glück und nettere Nachbarn. Für ein paar Jahre lebte ich stressfrei mit meinen angemieteten Mitmenschen … und umgekehrt. Auch später in Kornwestheim hatte ich die meiste Zeit meine Ruhe. In den vergangenen zehn Jahren gab es lediglich zwei Situationen, in denen es nachbarschaftliche Reibereien gab. Zunächst rutschte beim nächtlichen Nachhausekommen einer (weiteren) Ex-Freundin eine stählerne Tiefgaragentür aus der Hand, so dass es ordentlich rummste. Eine Nachbarin machte uns dann, lediglich mit Slip und T-Shirt bekleidet (das war KEIN schöner Anblick!), umgehend im Treppenhaus eine Szene. Danach war die Sache aber auch gegessen und wir konnten alle wieder friedlich zusammen unter einem Dach leben.

Unangenehmer war da schon der Nachbar, dem meine schräg hängende Briefkastenklappe zum persönlichen Fetisch geriet. Zunächst stellte er mich bei einer zufälligen Begegnung im Keller in aller Strenge zur Rede (”Was gedenken sie dagegen zu tun?”), dann trabte er irgendwann höchstpersönlich mit einem Werkzeugkoffer bewaffnet an, um sein aus den Fugen geratenes Weltbild wieder ins Lot zu bringen – Dummerweise war ich fünf Minuten schneller als er, was ihn nicht davon abhielt, mich weiter zu belehren und mit dem Anruf bei einem Schlosser zu drohen (”Das geht dann auf Ihre Rechnung!”). Es stellte sich übrigens heraus, dass die Briefkastenklappe deshalb schief hing, weil irgendjemand die Schrauben entfernt hatte – Ich habe ja bis heute meinen wasserwaagefixierten Nachbarn im Verdacht. Ein Anruf bei meinem Vermieter brachte dann noch ans Tageslicht, dass sich mein lieber Nachbar bereits bei ihm über mich beschwert hatte. Angeblich hätte ich meinen Briefkasten “mit Absicht” beschädigt. Wie gut, dass ich mit meinem Vermieter einen vernünftigen Mann auf meiner Seite hatte und der Streithammel nach einer Weile auszog. Seitdem ist Ruhe im Karton!

Warum ich das alles schreibe? Nunja, seit einer Weile ist eben keine Ruhe mehr im Karton. Irgendjemand in einer der umliegenden Wohnungen beschallt mit seiner Glotze bis spät in die Nacht bzw. bis in die Morgenstunden hinein die Nachbarschaft. In der Regel schaltet diese Dumpfnase ihren Fernseher gegen 23:30 Uhr ein und nicht vor 02:00 Uhr wieder aus. Manchmal ist es auch schon mal 04:00 Uhr geworden, einmal hat dieses asoziale Wesen die ganze Nacht durchgedröhnt. Ich stand schon drei- oder viermal um 01:00 Uhr morgens im Treppenhaus, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten, aber leider konnte ich dann nie genau orten, woher der Lärm eigentlich genau kam. Mal klang es, als wenn 3SAT und ZDF (die bevorzugten Programme des Ruhestörers) direkt und live aus der Wohnung über mir senden würden, mal schien es, dass die Quelle im angrenzenden Nebenhaus zu suchen sei. Identifizieren konnte ich den Störer bisher leider nicht.

Der besagte Fernseher dröhnt also seit Wochen Nacht für Nacht und hat mich in der ersten Zeit echt Nerven gekostet. Die Kiste übertönt sogar meinen eigenen TV, den ich in normaler Zimmerlautstärke betreibe. Meine negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit haben mich aber inzwischen von dem Plan abgebracht, mich bei der nächsten Störung zeitnah beim Verursacher zu beschweren. Ich will auch in den nächsten Jahren noch friedlich und ohne Zoff in meiner Wohnung leben. Inzwischen habe ich mir Ohrstöpsel gekauft und bekomme im Bett nichts mehr von den nächtlichen Soundeskapaden in der Nachbarschaft mit. Ich hage ja die stille Hoffnung, dass sich irgendwann ein anderer Nachbar gestört fühlt und das Maul aufmacht.

“Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!” – Dieser Satz gefällt mir wirklich und ich fühle mich absolut nicht wohl dabei, dass ich ihn in diesem speziellen Fall nicht ‘lebe’.


2 Kommentare bisher
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Wäre eine schief sitzende Briefkastenklappe nicht ohnehin Vermieterangelegenheit gewesen *kopfkratz*?
Das aktuelle, ruhestörerische Problem würde mich auch äh, nicht ruhen lassen. Ich würde der Sache schon auf den Grund gehen und nicht mit schlechter Laune und Stöpseln ins Bett gehen! Solange du den Schwerhörigen nicht ermittelt hast, solltest du froh sein, dass der ZDF und 3Sat schaut und nicht irgendwelche Stöhnsender oder AlJazeera :-D

Kommentar von moggadoddeNo Gravatar GERMANY am 17.04.2009 um 21:56

Also der Typ mit der Briefkastenklappe hatte meiner Meinung nach einen absoluten Hau weg. Der war ungefähr so alt wie ich (seinerzeit also etwa Mitte 30) und hatte damals seine Sozialisation als Spießer bereits vollständig abgeschlossen. Normalerweise vermutet man so ein Verhalten ja eher bei verbitterten alten Menschen, die außer Meckern nichts mehr im Leben haben. Mit dem Mann hatte ich auch wirklich nur wegen dieser Sache direkt zu tun, ansonsten habe ich von dem nie etwas gesehen oder gehört. Keine Ahnung, was der eigentlich von mir wollte.

Ich würde der Sache mit der Dröhn-Glotze nur soweit auf den Grund gehen, dass ich mal herausbekomme, woher der Krach eigentlich kommt. Zum direkten Angriff möchte ich aber lieber nicht übergehen … ich kenne mich da zu gut. Ich würde um 1:00 Uhr morgens in die Klamotten steigen, an der Tür des Ruhestörers klingeln und höflich (!!!) darum bitten, dass der Fernseher zu nachtschlafender Zeit auf eine vernünftige Lautstärke zurückgepegelt werden möge — Das wäre ja eigentlich auch ein ganz vernünftiges Vorgehen.

Ich sehe nur das Problem, dass die Möglichkeit besteht, dass sich der Angesprochene gegen alle Vernunft sperrt und meinem Anliegen nicht nachkommt. DANN könnte es sein, dass mir die Galle überkocht und ich ausfallend werde … und dann könnte der Haussegen in der Zukunft wirklich schief liegen. Ich möchte mich wirklich nicht auch noch mit solch unnötigen Dauerstreitereien belasten.

Mich wundert allerdings, dass bisher auch kein anderer Nachbar aktiv geworden ist – So scheint es jedenfalls. Immerhin wohnen in den beiden Häusern insgesamt 12 Parteien und der nächtliche Krach ist wirklich enorm.

Kommentar von SqualusNo Gravatar GERMANY am 17.04.2009 um 23:35



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