Gestern gegen 20:00 Uhr war es endlich soweit. Das 24. Fantasy Filmfest wurde im Stuttgarter Metropol mit dem französischen Horrorstreifen “La Meute” eröffnet. Ich muss zugeben, dass ich ohne besondere Erwartungen ins Kino gegangen bin, denn die Handlungsbeschreibung im Programmheft hat mich nicht sonderlich vom Hocker gehauen. Nein, es ging vielmehr ums Prinzip “Den Eröffnungsfilm schaue ich mir auf jeden Fall an”. Im vorletzten Jahr hat es sich wegen “Eden Lake” auf jeden Fall gelohnt, den Opener vom letzten Jahr “Carriers” fand ich hingegen nicht so spannend. Wie hat sich also 2010 “La Meute” geschlagen?
Die grobe Handlung ist schnell erzählt und ich möchte sie auch nicht komplett wiedergeben, da ich dadurch heftig spoilern würde. Nur soviel sei verraten: Eine junge Frau (Émilie Dequenne) fährt scheinbar ziellos durch die Lande und gerät an der erstbesten Frittenbude mit einem Biker-Trio aneinander. Nach einem kleinen Wortgefecht nimmt sie ihre Fahrt ins Blaue wieder auf und lässt später einen Anhalter (Benjamin Biolay) in ihren Wagen steigen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb recht gut und so verwundert es nicht weiter, dass sie ihm zu vorgerückter Stunde das Steuer überlässt, um ein Nickerchen zu machen. Als sie wieder erwacht, steuert ihr Nachtchauffeur gerade den Parkplatz vor der abgehalfterten Kneipe “La Spack” an. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass sich dieser Biertempel mitten in der Pampa befindet. Und man ahnt es schon: Auch die drei Biker kreuzen nach einer Weile wieder auf und machen Stress. Nach einer kurzen und schmerzhaften Handgreiflichkeit, die ihr jähes Ende durch das beherzte Eingreifen der schmuddeligen Wirtin (Yolande Moreau) findet, verabschiedet sich der angeschlagene Anhalter zur Auffrischung in Richtung WC … und geht dort auf unerklärliche Weise verloren. Da ihr neuer Freund unserer Heldin nicht ganz unsympathisch war, beschließt sie, sein Verschwinden nicht einfach auf sich beruhen zu lassen. Sie geht der Sache nach und enthüllt dabei ein paar unangenehme Geheimnisse.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn die Handlung schlägt nach dem Verschwinden des Anhalters einige wilde Haken, die durchaus zu überraschen wissen und neugierig machen. Doch leider wollte der Regisseur Franck Richard wohl zu viel auf einmal und verquirlte in “La Meute” eine wilde Mixtur aus verschiedensten Horrorelementen. So fühlte ich mich beim Ansehen des Streifens u.a. an “Saw“, “Hostel” oder “The Midnight Meat Train” erinnert, so dass irgendwann der folgende Gedanke in mir hochstieg: “Das hat man alles irgendwo schon einmal gesehen!”
Zwar kann der Film mit soliden Schauspielerleistungen, einer guten Kameraarbeit, recht gruseligen Maskeneffekten, einer herrlich versifften Ausstattung und hie und da auch mit einer derben Prise Humor punkten, aber das unbefriedigende Ende, einige kleinere Logiklöcher und die chaotisch wirkende Überladenheit der Handlung stehen unverrückbar dagegen. Es bleibt die Erinnerung an einen netten und unterhaltsamen Kinoabend, der allerdings keinen Silberstreif am Horizont des Horrorgenres erkennen ließ.
(6 von 10 Punkten)
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