Gestern Abend ging das 24. Fantasy Filmfest in Stuttgart zu Ende. Es ist also an der Zeit, dass ich mir die letzten Kurzkritiken aus den Rippen schneide und ein paar finale Gedanken zum diesjährigen FFF loswerde.
“Tetsuo: The Bullet Man” (Dienstag, 07.09.2010, 17:00 Uhr): Ich habe insgesamt sieben Filme von Shinya Tsukamoto in meiner DVD-Sammlung, darunter auch “Tetsuo: The Iron Man“. Es kann also niemand sagen, ich sei nicht vorgewarnt gewesen. Um es kurz zu machen: Tsukamoto fordert sein Publikum mit einer abgedrehten Story, wilden Schnitten, schrillen Geräuschen und monochromen Bildern heraus — Hm, also eigentlich alles wie bei “Tetsuo: The Iron Man”, nur technisch etwas perfekter umgesetzt. Hier handelt es sich schon eher um anarchische Filmkunst als um (sperrige) Kinounterhaltung. Der durchschnittliche Zuschauer würde wahrscheinlich nach fünf Minuten den Saal verlassen und sein Geld zurückverlangen. Ein paar abgebrühte FFF-Fans (und offensichtliche Tsukamoto-Kenner), die in der Reihe vor mir nach der Vorstellung über den Streifen diskutierten, brachten meine Meinung sehr genau auf dem Punkt: “Nichts Neues!” (5 von 10 Punkten)
“Dog Pound” (Mittwoch, 08.09.2010, 17:00 Uhr): Und schon wieder ein Film, bei dem ich das Gefühl hatte, dass ich das Gezeigte schon in diversen andereren Filmen gesehen hätte. Doch halt! “Dog Pound” hat mich trotzdem nicht gelangweilt, sondern hielt mich über die gesamte Laufzeit bei der Stange. Ich grübelte eine Weile darüber nach, woran das wohl gelegen haben könnte. Letztendlich ist es den durch die Bank weg guten schauspielerischen Leistungen der meist jungen Akteure zu verdanken, dass dieses Knastdrama trotz der 08/15-Handlung noch ganz gut funtioniert. (7 von 10 Punkten)
“Outrage” (Mittwoch, 08.09.2010, 19:15 Uhr): So, jetzt habe ich den neuen Film von Takeshi Kitano also doch noch gesehen. Ich stand gestern vor der Wahl, die Wartezeit zwischen “Dog Pound” und “Rubber” in der Stuttgarter Innenstadt zu verbringen oder mir diese durch einen weiteren Kinobesuch zu verkürzen. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit, weil ich keine Lust hatte, stundenlang ziellos durch die City zu latschen. Und so wurde mir statt eines Stadtbummels ein unterhalsames Yakuza-Intrigenspiel geboten, in dem Fäuste, Pistolen und Messer äußerst locker saßen. (8 von 10 Punkten)
“Rubber” (Mittwoch, 08.09.2010, 21:30 Uhr): Bekam ich im letzten Jahr in der Closing Night des FFF noch drei Trash-Filme für eine Kinokarte geboten, so war es in diesem Jahr nur einer. Diesmal wurde aber ein wirklich kurzweiliger Edel-Trash-Streifen gezeigt, der im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren war: Die Geschichte eines verliebten Autoreifens, der mit Hilfe übernatürlicher Kräfte Dinge (und Lebewesen) zum Explodieren bringen kann. Und da soetwas in Wirklichkeit höchstwahrscheinlich nicht möglich ist, wird der Zuschauer auch immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, dass es sich nur um einen Film handelt. Schwachsinn auf sehr hohem Niveau. Schön, dass arte France an dieser Produktion beteiligt war, denn so bleibt zu hoffen, dass “Rubber” dort früher oder später im Programm auftauchen wird — Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit in der Trash-Reihe. (8 von 10 Punkten)
Zum guten Schluss: Insgesamt habe ich in acht Tagen neunzehn Kinovorstellungen besucht und bis auf Hideo Nakatas “Chatroom” hielten sich die Enttäuschungen in diesem Jahr ziemlich in Grenzen. Meine persönlichen Highlights waren “Four Lions“ (bekam in Stuttgart übrigens den “Fresh Blood Publikumspreis“), “Symbol” und “Metropia“. Mit Daniel Stamm (”The Last Exorcism” und Adam Green (”Hatchet 2“) bekam ich zwei sehr sympathische Regisseure live zu sehen. 2010 war unterm Strich ein gutes FFF-Jahr. Im nächsten Jahr bin ich mit Sicherheit wieder dabei.
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